Rezension

langweilige Vergangenheitsbewältigung

Bullen und Schweine - Josef Kelnberger

Bullen und Schweine
von Josef Kelnberger

Bewertet mit 1.5 Sternen

Auf den ersten Blick schien mir Josef Kelnbergers "Bullen und Schweine: Kommisar Wolf rettet die Welt" ein bayerischer Regionalkrimi zu sein, der mit etwas Witz und Ironie ein wenig mit dem Genre und den Gepflogenheiten im ländlichen Niederbayern spielt. Leider bin ich mir jetzt, wo ich es - endlich - durchgelesen habe, ganz und gar nicht mehr sicher, was dieses Buch sein will...

Zum Inhalt: Kommisar Konrad Wolf kehrt für einige Zeit seinem Schreibtischjob in München den Rücken und fährt in seine alte Heimat in Niederbayern. Ein Futtermittelproduzent wurde ermordet in einem Schweinesarg aufgefunden und, da es sich bei dem Toten ausgerechnet um den Ehemann seiner Jugendliebe Klara handelt, beschließt Wolf den zuständigen Polizisten Hartmann bei den Ermittlungen zu unterstützen. Zwischen osteuropäischer Futtermittel-Mafia und niederbayrischem Amokläufer beginnt die Suche nach dem Mörder.

Das Cover allein hat mir eigentlich schon sehr gut gefallen und versprach mit dem rosa-farbenden Sarg ebenso wie der Klappentext, der mit dem amüsanten Zitat "Ein wenig Pietät hat auch die tote Sau verdient" beginnt, einen lockern und ironisch-witzigen Krimi aus der niederbayerischen Provinz. Auf den ersten Seiten hat sich dieser erste Eindruck auch noch bewahrheitet. Sie waren angenehm zu lesen und durch den etwas grotesken Leichenfund im Schweinesarg mit Karnevalsmaske und die eher barsche Art des Kommisar Wolf spannend und unterhaltsam.

Zudem versprach der Prolog, in dem ein Mann gefesselt in einer Scheune auf die Explosion einer Bombe wartet, schon einiges an Spannung. Leider fehlte mir diese Spannung aber dann auf den restlichen 340 Seiten fast komplett und das trotz steigender Anzahl von Mordopfern und der Gefahr eines Sprengstoff-Massenmords. Es kam einfach keine Geschwindigkeit in die Ermittlungen und das lag nicht zuletzt am Ermittler selbst.

Denn Kommissar Wolf wird immer langweiliger und ist gänzlich unsympathisch. Seine anfängliche Kühle und Derbheit verlor in seinem unendlichen Vergangenheitsgejammer jeglichen Reiz. In diesen unzähligen Rückblicken philosophiert der Kommissar über seine Vergangenheit, seine Mitmenschen und tote Katzen und scheint bei der Flut rauer, unsympathischer und dabei doch so eintönig-langweiliger, plumper und humorloser Charaktere leider auch nicht der einzige zu sein, der mit einem gehörigen Knacks durch die Weltgeschichte läuft.

Auch die "Ermittlungen" möchte ich kaum als solche bezeichnen. Sie schienen mir wirr, zufallsbasiert und unstrukturiert. Völlig abwegig wirkten die ganzen angebrachten Verwicklungen und Beweggründe. Von mafiösen Machenschaften bis in die Psychatrie versucht dieser Kriminalfall wirklich alles einzubinden. Auch das Ende konnte mich dann nicht mehr überzeugen, obwohl es noch einmal richtig gefährlich und actionreich wird.

Das, was den Roman ein wenig hochhält, ist für mich die Sprache. Sie ist sehr bildhaft, abwechslungsreich und originell, auch wenn sie für meinen Geschmack mit ihren teilweise philosophischen Zügen ein wenig zu dick auftrug. Diese doch eher ambitionierte Sprache ist natürlich auch nicht immer schnell und einfach zu lesen, was bei einer interessanten Handlung überhaupt kein Problem darstellen würde.

Nur: Wenn ich mich schon dank spannungsfreier, wirrer Handlung und langweiliger, unsympathischer Vergangenheitsbewältigungsmonologe durch die Seiten kämpfe, was bringt mir dann noch eine Sprache, die den Lesefluss durch anspruchsvollen Satzbau und langatmige, poetisch anmutende Bildsprache zusätzlich ausbremst? Ein bisschen mehr Gradlinigkeit hätte da vielleicht nicht geschadet. Passagen wie "Eine Gitarre begann zu krächzen. Der Tod kam übers Wasser getanzt" hätten mir auch sicherlich nicht allzu sehr gefehlt.

Mein Fazit also: Ein Regional-Krimi? Irgendwie nicht. Es ist mehr eine Ansammlung von Ängsten und Alpträumen, die Kommissar Wolf in seiner alten Heimat zu bewältigen versucht. Ich fehlte die Spannung, die Handlung hat sich gezogen wie Kaugummi und die Charaktere waren mir alle einen Tick zu verkorkst und zu plump. Es konnte mich trotz teilweise ganz lesenswerter Sprache nicht begeistern. Zwei Sterne.