Rezension

Leben im Mittelalter

Die Versuchung der Pestmagd
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 5 Sternen

Die Flucht aus Köln verschlägt Johanna und Vincent mit ihrer Familie nach Basel. Doch Basel hat sich nach der Reformation verändert, die Menschen haben das Lachen verlernt und alles wirkt grau. Vincent geht wieder in seinem Beruf auf und doch bringt genau das ihn in Schwierigkeiten. Jakob begeht eine große Dummheit. Da ist es gut, dass Vincent durch den Juden Mendel del Baruch eine Stelle als Leibarzt beim Kardinal Albrecht in Mainz angeboten wird. Da auch Johanna sich in Basel nicht wohl fühlt, greifen sie zu und lassen Basel hinter sich. Doch auch Mainz hat seine Gefahren, die schlimmste sind aber die Schwarzen Blattern.

Dieses Buch ist die Fortsetzung von „Die Pestmagd“. Obwohl ich den Vorgängerband nicht gelesen habe, bin ich doch schnell mit den Personen vertraut geworden. Der wunderbare Schreibstil von Brigitte Riebe passt zu jener Zeit und machte es leicht, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen.

Johanna und Vincent haben schon so vieles mitgemacht und doch gibt es einiges, was zwischen ihnen steht. Vincent redet nicht über die Vergangenheit und Johanna spricht ihn nicht an, um Unklarheiten zu bereinigen. So gerät ihre Beziehung in Gefahr. Gut gefallen hat mir, dass Johanna in Miriam eine so gute Freundin gewonnen hat. Ihr Sohn Jakob hat immer noch nicht zu sich selbst gefunden und handelt in seiner Unsicherheit oft falsch, was er dann schnell bereut. Kardinal Albrecht erleichtert das Leben von Johanna und Vincent auch nicht, denn er handelt impulsiv und bestimmend. Er ist ein schwieriger Patient und hat großes Interesse an Frauen, ist aber nicht beständig in seinen Beziehungen. Besonders gut gefallen hat mir die alte Sabeth, die ihre Lebensweisheiten und Ahnungen von sich gibt, aber wenig Gehör findet.

Die Charaktere sind lebendig und glaubhaft beschrieben, so dass ich mit ihnen fühlen konnte. Nicht nur Drohungen und Intrigen machen ihnen das Leben schwer, vor allem die Krankheiten und Seuchen sind eine immerwährende Bedrohung. Vincent ist ein fortschrittlicher Medicus, doch es ist mehr Ahnung als Wissen, das ihm bei seiner Tätigkeit hilft.

Alles ist sehr gut beschrieben, so dass man sich mittendrin fühlt im Leben des Mittelalters. Das ist oft sehr dramatisch, doch es gibt auch die heiteren Momente. Ich habe mich durch die Geschichte gut unterhalten gefühlt.

Ein lesenswerter historischer Roman.