Rezension

Lebenstraum

Der Traum der Lady Flower -

Der Traum der Lady Flower
von Kristin MacIver

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Es war nicht unnatürlich, mehr vom Leben zu wollen, als Mutter zu sein. Rhona mochte es nicht verstehen, Cailan mochte es nicht verstehen, doch das war egal.“

„Der Traum der Lady Flower“ ist der erste Band der Celtic-Dreams-Reihe von Kristin MacIver. Er erschien im März 2024 im Droemer Knaur Verlag.

Schottland, 1485: Flower liebt Tiere und wünscht sich seit dem Tod ihres Hundes Bhaic, diese heilen zu können. Zu ihrer Zeit ist das Leben der Frauen allerdings nur selten selbstbestimmt und so soll auch für Flower ein passender Ehemann gesucht werden. Zu Flowers Leidwesen soll ihr Ehemann ausgerechnet von ihrer Jugendliebe Cailan Sinclair ausgewählt werden. Als Flower schließlich eine Idee hat, wie sie einen Ehemann bekommen und ihren Traum erfüllen kann, ruiniert ein ungeplanter Kuss alles…

Zunächst einmal möchte ich eine Triggerwarnung für das Buch aussprechen, die mir persönlich sehr wichtig ist. In „Der Traum der Lady Flower“ stirbt ein Haustier, wobei die Szene selber nicht explizit dargestellt wird. Für mich ist dieses Thema schwierig und wenn es euch ähnlich geht, überlest am besten den Prolog! Darüber hinaus gibt es weitere Content Notes, die ihr aber am Ende des Romans finden könnt.

Der Roman von Kristin MacIver ist ein historischer Liebesroman, der im malerischen Schottland spielt. Flower ist dabei eine außergewöhnliche Protagonistin. Dem typischen Frauenbild ihrer Zeit entspricht sie absolut nicht. Sie liebt Tiere und ihr größter Wunsch ist es, diese heilen zu können. Dabei kennt sie eine Heilerin in einem anderen Ort, die sich mit Tieren auskennt und möchte bei dieser lernen. Dies ist für Frauen aber eben nicht üblich und obwohl Flower insgesamt ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern hat, möchte sie diese nicht enttäuschen. Aus diesem Grund traut sie sich auch nicht, ihnen von ihrem Herzenswunsch zu erzählen. Als dann entschieden wird, dass sie endlich heiraten soll und Cailan Sinclair ihren Ehemann auswählen soll, akzeptiert sie diese Entscheidung entsprechend klaglos.

Die Funken zwischen Flower und Cailan sprühen schon zu Beginn des Romans, ihre Positionen innerhalb ihrer Clans schließen eine Verbindung zwischen ihnen aber eigentlich aus. Zudem ist Cailan zwar Flowers Jugendliebe und ein Teil von ihr schwärmt auch immer noch für ihn, andererseits ist er aber auch ein absoluter Frauenheld und eingebildet dazu…

Cailans wahre Gefühlswelt sieht in dabei in Wirklichkeit aber anders aus. Ja, er hat seinen Spaß, geht aber mit den Frauen immer respektvoll um und fällt damit ebenfalls eher aus dem Männerbild der damaligen Zeit heraus. Er tut nichts, was die Frauen nicht wollen und hat hauptsächlich Affären mit verwitweten Frauen. Zudem trägt er ein Trauma mit sich herum, das ihn nahezu täglich verfolgt und ihm seine Position als angehender Clanführer massiv erschwert.

Durch die wechselnde personale Erzählperspektive werden die Gefühle beider Protagonisten gut verständlich und nachvollziehbar dargstellt. Der Schreibstil ist insgesamt sehr flüssig und mitreißend.

Die Anziehung zwischen Flower und Cailan ist von Anfang an spürbar, eine Beziehung scheint aber aus mehreren Gesichtspunkten unmöglich. Ich persönlich konnte sehr schnell in die Handlung eintauchen und gerade die Gefühle von Flower sehr gut nachvollziehen. Beide Figuren sind gut und authentisch charakterisiert und auch die Nebenfiguren mochte ich sehr. Allen voran habe ich dabei Hailey, die Küchenmagd und Freundin von Flower, in mein Herz geschlossen. Sie ist charmant, witzig und entschlossen und hat mich so manches Mal zum Schmunzeln gebracht.

Die Entwicklung der Handlung sowie der Konflikt, dem Flower ausgeliefert ist, haben mich absolut gefesselt und überrascht. Der Ablauf der Story war dabei für mich nicht vorhersehbar, weshalb eine große Spannung aufrecht erhalten wurde.

Teilweise war ich überrascht von den eher unzeitgemäß wirkenden Ansichten der Figuren. So ist es zum Beispiel für viele Figuren selbstverständlich, dass Frauen zu nichts gedrängt und ihre Worte akzeptiert werden. Dies gefällt mir grundsätzlich natürlich gut, jedoch bin ich unsicher, ob diese Ansichten tatsächlich zeitgemäß sind. 

Dass Flower Tierheilkunde lernen möchte, finde ich ebenfalls großartig und ich hätte mir in dieser Richtung ein wenig mehr Hintergrund gewünscht. Zwar ist das Thema an sich sehr präsent, da es eben Flowers Herzenswunsch ist, richtige Anwendung findet die Tierheilkunde aber nur an sehr wenigen Stellen. Der Fokus des Romans liegt klar auf der Liebesgeschichte.

Mein Fazit: „Der Traum der Lady Flower“ ist ein ungewöhnlicher, leicht lesbarer und mitreißender historischer Roman. Obwohl ich mir ein wenig mehr historischen Kontext und Hintergründe zur Tierheilkunde gewünscht hätte, habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen und empfehle sie absolut. Von mir gibt es entsprechend 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung.