Rezension

lehrreich und lustig

Für mich ist auch die 6. Stunde - Frau Freitag

Für mich ist auch die 6. Stunde
von Frau Freitag

Bewertet mit 5 Sternen

Frau Freitag kennt man ja durchaus von den Büchern, die sie über ihre Klasse an einer Berliner Brennpunktschule geschrieben hat. Mit "Für mich ist auch die 6. Stunde" legt sie nun ein etwas anderes Buch vor, da es sich hierbei eher um ein Fachbuch handelt. Allerdings heißt das nicht, dass Frau Freitag jetzt verknöchert und trocken Theorien darstellt und ausbreitet, sondern vielmehr erzählt sie, wie sie seit dem Referendariat versucht, den idealen Unterrichtsstil zu finden, was ihr dabei hilft, was gar nicht, was Allzweckwaffen sind, welche Tipps sie woher bekommen hat... Dabei greift sie auch auf Beispielszenen aus ihrem Unterricht zurück, die (wie man es aus den Vorgängerbüchern gewohnt ist) mal kurios sind, mal lustig, mal erschreckend.

Frau Freitag ist Lehrerin mit Leib und Seele, das merkt man diesem Buch an. Sie mag ihre Schüler, auch wenn sie sie manchmal auf die Palme bringen. Entsprechend basieren auch ihre Tipps und Analysen von Schülerverhalten nicht auf dem Prinzip "lieber Lehrer - böse Schüler", sondern sie nimmt die unterschiedlichen Schülertypen genau unter die Lupe und zeigt die jeweiligen Stärken und Schwächen auf, wo die Schüler vielleicht auch selbst Probleme haben und wie man auf dieser Grundlage mit ihnen umgehen kann, sie vielleicht irgendwo zu packen kriegt, so dass sie sich gebraucht und wertgeschätzt fühlen.

Sehr spannend fand ich auch die Analyse der verschiedenen Lehrertypen und die Verhaltenstipps fürs Lehrerzimmer. Hier lauern so einige Fallstricke, in die gerade motivierte junge Lehrer schnell tappen können - ganz abgesehen davon, dass ich behaupten würde, dass es in vielen anderen Firmen ähnlich sein dürfte.

Das Buch ist sehr geeignet für Lehrer, die Anregungen suchen (gerade auch für jüngere), aber auch für Menschen, die in verschiedenen Gebieten mit Gruppen von Jugendlichen arbeiten und mitunter daran verzweifeln, mit ihnen halbwegs sortiert ins Gespräch zu kommen. Da Frau Freitag ein großes Gespür für Schüler und die Probleme, die die Jugendzeit mit sich bringt, hat, findet man hier viele Hinweise, an die man eigentlich selbst hätte denken können, die man aber gerne mal übersieht oder abtut. Abgesehen davon, dass sie auf den Stellenwert von "Privatgesprächen" (z.B. über Serien, Hobbies, Wandertage,...) und Spielstunden hinweist, die zwar auf keinen Lehrplan hinarbeiten, aber für das Arbeitsklima unglaublich wichtig sind.

Fazit: Ein sehr gut zu lesendes Fachbuch über die Arbeit einer Lehrerin, das ich nur empfehlen kann.