Rezension

Leider enttäuschend

Florida Forever - Harry Crews

Florida Forever
von Harry Crews

Bewertet mit 2 Sternen

Harry Crews hat mit "Florida Forever", ob gewollt oder nicht, einen Blick in die Zukunft geworfen. Die Alten leben abgeschoben und abgeschottet in Heimen, werden nicht ausreichend verpflegt und es interessiert eigentlich niemanden, was mit ihnen geschieht oder wie sie ihre Zeit bis zu ihrem Ableben totschlagen. 
Wenn von den "Armen Alten" gesprochen wird, die umher schlürfen wie eine Armee von Zombies, von Untoten, dann weiß man, wie es in dem Seniorenparadies "Forever and Forever" zugeht. Die restlichen Senioren, die noch bei klarem Verstand sind, sinnen nach über ihr Leben und verpasste Chancen und was sie alles hätten anders machen sollen. Ihr merkt also: das Thema "Alter" bildet den Fokus der Geschichte. 
"Ich habe ein Alter erreicht, in dem ein guter Schiss besser ist als ein guter Fick."
Bis die junge, vor Sex strotzende "Too Much" auftaucht und den Rentnern ihre LebensLUST zurückgeben und dem Heim neues Leben einhauchen möchte. Und ihre unkonventionellen Methoden scheinen zu fruchten. Aber ist das wirklich alles, was sie will? Den dahinsiechenden Alten ihr Leben zurückgeben? Ziemlich ritterlich...
Ich habe schon viele Bücher gelesen, auch Bücher, in denen es etwas härter und derber zugeht. Harry Crews hebt das ganze aber nochmal auf ein ganz anderes Level. Seine Sprache ist meist hart an der Grenze zur Vulgarität. Wenn ich nochmal von der "Zirkusnummer" lese, dann garantiere ich für nichts. Das ist hier und da aufmuntert, aber meistens hat es mich eher verstört.
Ich weiß nicht, was ich von dem Buch halten soll. Ich habe es zu Ende gelesen, aber ich war nie in seinen Bann gezogen und musste nie unbedingt weiterlesen. Es war mehr ein Kampf, weil ich wissen wollte, wie das Buch endet und ob es mich doch noch überrascht. Und ja, das Ende ist überraschen, aber befriedigt hat es mich nicht.
Das Buch gibt sicher viele Interpretationsansätze und übt subtile Kritik, aber was noch?? 

Fazit:
Harry Crews war, so habe ich zumindest gelesen, einer der großen US-amerikanischen Schriftsteller und Kult. Dieses Buch, sein letztes, hat dazu aber sicher nicht beigetragen.