Rezension

leider nicht ganz überzeugend mit vielen Längen

Stumme Wut - Michael Wood

Stumme Wut
von Michael Wood

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: DCI Matilda Darke erhält als Einstieg in den alten Job nach ihrer monatelangen Zwangspause den alten Fall über das Harkness-Massakers in der Hoffnung auf endgültige Klärung. Doch ein weiterer Mord scheint irgendwie mit dem alten Harkness-Fall zusammen zu hängen und deshalb will sie sich, ihrer Vorgesetzten, den Kollegen beweisen, dass sie keine Versagerin ist.

Spannung: Die Geschichte ist interessant aufgebaut, neue Wirrungen, Windungen, dann wieder sieht es wie eine Einbahnstrasse aus und die Ermittler drehen sich im Kreis, bis das nächste passiert. Und dennoch hat ein Teil gefehlt, es war etwas vorhersehbar, oft wird die Spannung durch das penetrante Verhalten des Kollegen und Konkurrenten Ben Hales gestört oder weil Matilda auch zu sehr in der Vergangenheit hängt und sich noch nicht ganz wieder unter Kontrolle hat.

Humor: Kam hier eigentlich gar nicht vor, mal ein paar lustig gemeinte Ermunterungssprüche der Ärztin und guten Freundin Adele, aber ansonsten ist der Humor in diesem Fall nicht präsent und passend.

Romantik: Ist hier gar nicht vorhanden gewesen, auch wenn man bei dem einen oder anderen Kollegen mal drauf gehofft hat, aber leider hat der Autor hier drauf verzichtet, vielleicht hätte das das ganze etwas belebt und nicht so trocken rübergebracht.

Autor und Umsetzung: Es ist das erste Buch des Autors und von der Grundidee und der Umsetzung war es schon interessant geschrieben, obwohl es teilweise schon Längen hatte, nicht alles ist so nachvollziehbar, dadurch hängt man als Leser ein wenig oder stockt erst mal, um das Verhalten oder die Reaktionen zu verstehen. Der Schreibstil so war gut und flüssig, nur von der Umsetzung und inhaltlich ist einiges mit Fragezeichen geblieben.

Personen: Matilda wird als labile Person dargestellt, die aufgrund ihres Erlebnisses die Hoffnung und das Vertrauen in ihre Ermittlungsfähigkeit verloren hat und immer wieder an sich selbst zweifelt und sich auch gerade von ihrem Kollegen die verbalen Attacken gefallen lässt und ihren Kummer dann zu Hause im Alkohol ertränkt.
Dagegen tritt die Ärztin Adele als tolle Freundin auf, die oft zur richtigen Zeit bei Matilda auftaucht und ihr immer wieder auf die Beine hilft. Das macht sie sehr sympathisch, obwohl sie selbst auch genug miterlebt hat.
Auch die Kollegin Sian ist eine treue Seele, immer wieder hin und hergerissen, zwischen Ben Hales, ihrem Vorgesetzten und Matilda, die sie sehr gerne mag. Sie macht ihre Arbeit gewissenhaft und auch wenn sie mal ein schlechtes Gewissen hat, dass sie eine Seite bevorzugt, weil sie eben dahintersteht, so bleibt sie ihren Prinzipien treu und macht ihre Arbeit wirklich gut. Strategie, es geht darum, den Fall zu klären und nicht persönliche Differenzen auszuleben.
Jonathan Harkness ist der letzte Überlebende und wird von allen als zurückgezogen, verunsichert, schlaksig und in seiner eigenen Welt lebend beschrieben. Einzig seine Nachbarin kümmert sich um ihn, kocht für ihn und ist bemüht, dass es ihm gut geht. Er arbeitet fleißig und liebt Bücher über alles. Immer wieder taucht die Frage auf, was musste er mit ansehen, was hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist.

Fehler, Grammatik,Rechtschreibung: Der Schreibstil ist flüssig, man stolpert über keine grammatikalischen Unstimmigkeiten oder merkwürdigen Worte, deshalb kann man sagen, dass man das Buch gut lesen kann und es klar und verständlich rübergebracht wird.

Besonderes: Bis auf das nicht erwartete Ende sind sonst keine besonderen Merkmale aufgefallen.

Seitenanzahl/Länge: 414 Seiten sind schon eine ganze Menge, es hatte zwischendurch ein paar Längen, die vielleicht etwas kompakter gefasst sein können.

Cover: Das Cover ist schon interessant, obwohl es während des Lesens etwas irritiert, da das Anwesen der Harknesses ja keine Häuserreihe ist. Dann tendiert man wieder zu dem jetzigen Wohnort und Block, wo Jonathan jetzt lebt. Das Absperrband mit dem Titel drauf ist interessant gemacht und der düstere Himmel mit den kreisenden Vögeln lädt zu Spannung im Buch ein.

Preis: 8,99€ als E-Book oder 9,99€ ist für Taschenbuchpreise völlig angemessen und auch für die Seitenlänge absolut akzeptabel.

Gesamtbewertung: Bei der Gesamtbewertung muss man in diesem Buch ein wenig aufpassen, dass man nicht zu viele Details erwähnt, die schon alles verraten könnten. Die Geschichte ist interessant und endet doch etwas ungewöhnlich und nimmt auch immer neue obskure Wendungen, das Verhalten von Matilda und Ben ist teilweise etwas unverständlich, genauso wie das der Kollegen oder Matildas Vorgesetzten (ACC Valerie Masterson). So einige Sachen sind am Ende auch offen geblieben, das hat mich etwas verwundert, beziehungsweise hätte ich mich gefreut, darüber noch ein bißchen was zu lesen. Ich bin ein wenig hin und hergerissen, denn letztendlich ist es für mich kein richtiger Pageturner, wie man es bei einem Thriller erwartet, eher so eine dahinziehende Ermittlung, deren Charaktere nicht wirklich überzeugen und man am Ende überlegt, ob man jetzt erleichtert ist, dass es zu Ende ist oder enttäuscht, weil noch Fragen offen sind. Verworren, teilweise absehbar und doch irgendwie auch wieder interessant. Fazit, ich gebe 3 Sterne, werde bestimmt weitere Bücher des Autoren lesen und hoffen, dass da noch Spannung und Steigerung möglich ist.