Rezension

Lesen hilft, immer.

Die Romantherapie - Ella Berthoud, Susan Elderkin, Traudl Bünger

Die Romantherapie
von Ella Berthoud Susan Elderkin Traudl Bünger

Bewertet mit 5 Sternen

Ihr habt Zahnschmerzen? Kein Problem! Einfach „Anna Karenina“ von Leo Tolstoi lesen, gut einwirken lassen und die Zahnschmerzen werden besiegt.
Zu früh geheiratet? Nicht sicher? Macht den „Effi Briest“ - Selbsttest und findet es heraus, eine passende Therapie wird empfohlen und kann direkt nach der Lektüre umgesetzt werden.
Ihr habt den Hang zum nörgeln? Lest „Picknick auf dem Eis“ von Andrej Kurkow und seht wohin das führen kann, gleich werdet ihr viel weniger nörgelig sein.
Für Tage unter der Bettdecke (wegen Krankheit oder Weltschmerz) bietet das Buch eine ganze Liste passender Bücher. Unter anderem „Das Licht zwischen den Meeren“ von M.L. Stedman.
Für unheimlich viele körperliche und seelische Leiden bietet die Romantherapie ein (oder viele) passende Bücher. Dazu kommen Kuren gegen die schlimmsten Leseleiden, wie zu viel, zu wenig oder das Falsche lesen. Außerdem passende Bücher für jedes Lebensjahrzehnt.
Die Texte zu den jeweiligen Leiden sind herrlich witzig geschrieben (zum Beispiel der Abschnitt über Bücher, wenn man sich mal ausgesperrt hat und auf den Schlüsseldienst wartet) und bieten dennoch viele kleine, einfache Wahrheiten.
Toll fand ich, dass die empfohlenen Bücher so abwechslungsreich sind, große Klassiker, leichte Gegenwartsliteratur, Krimis und Thriller, Sachbücher, schwere Kost und leichte Trostpflaster.
Das Buch hat bei mir den unglaublichen Reflex ausgelöst ständig darin zu blättern. Immer wenn ich ein paar Minuten Zeit habe, grüblerisch oder melancholisch bin nehme ich die Romantherapie zur Hand. Das Buch hat es seit seinem Einzug noch nicht einmal ins Regal geschafft, ich habe es hier auf dem Wohnzimmertisch oder in meiner Leseecke liegen und kann jederzeit danach greifen und darin versinken.
Besonders gern mag ich „Die zehn Besten“-Listen im Buch: Listen mit Büchern bei Fernweh, Liebeskummer oder nach einem Alptraum.
Bücher über Bücher sind immer so eine Sache, meistens schlägt man dann doch nicht wirklich nach oder die Texte sind so trocken formuliert, dass man alles nur kurz überfliegen möchte. Ich habe die Duden „Bücher, die man gelesen haben muss“ und mag beide sehr gern, weil sie viele Informationen über jedes vorgestellte Werk beinhalten, über den Autor und die Entstehungsgeschichte.
In „Die Romantherapie“ ist alles ein bisschen weniger fachlich aufgebaut. Es ist mehr, als würde man mit einer guten Freundin (oder zwei guten Freundinnen, die Autorinnen melden sich manchmal direkt zu Wort) über Bücher sprechen, Empfehlungen bekommen und nützliche Hinweise, wie verschiedene Werke verstanden werden können. Gerade diesen freundschaftlichen Ton genieße ich bei der Romantherapie sehr. Und neben den Informationen zu Büchern gibt es eben auch die sanften "Ratschläge" und ermutigenden Sätze die dieses Buch so wertvoll machen. Im Text übers Pleite sein wurde es schön zusammengefasst, dass es uns doch eigentlich allen sehr gut geht, wenn wir ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen und vielleicht sogar noch ab und an Geld für ein Buch haben.