Rezension

Lesespaß mit südbayrischem Flair

Das schaurige Haus - Martina Wildner

Das schaurige Haus
von Martina Wildner

Bewertet mit 4 Sternen

Seit Kurzem wohnt Hendrik mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Eddi in einem kleinen Dorf im Allgäu. Das Leben dort ist für den Jungen kein Zuckerschlecken, denn die neue Umgebung ist so anders als seine Heimat Sachsen. Und nicht nur das, in der Schule wird er gemobbt und dann beginnt der kleine Eddi auch noch, sich ziemlich merkwürdig zu benehmen: Er bekommt Alpträume, schlafwandelt und entwickelt ein unheimliches Interesse an Schnecken.

Hendrik ist aber trotz aller Umstände ein mutiger Junge und versucht, mit der neuen Situation klarzukommen und auf eigene Faust herauszufinden, was mit dem neuen Haus seiner Eltern, das direkt neben dem „Pestkirchlein“ steht, nicht stimmt. Sehr bald erfährt er das Ungeheuerliche: Auf dem Haus liegt ein schrecklicher Fluch!

Und hier wird es wirklich spannend. Die Ich-Erzählung wechselt immer zwischen den Ereignissen am Tage und denen in der Nacht. Tagsüber steht die Integrierung der Familie am neuen Wohnort im Vordergrund, nachts geht es um Eddi und sein Schlafwandeln. Nachts bekommt man eine richtige Gänsehaut … Und nach und nach deckt sich eine in der Vergangenheit liegende Kriminalgeschichte auf, die ihre klammen Finger bis in die Gegenwart ausstreckt. Im schaurigen Haus sollen nämlich schon einmal zwei kleine Jungen ermordet worden sein. Trotz allem Grusel bleibt Martina Wildners Geschichte immer spannend und vor allem kindgerecht. Alle Erklärungen und Geschehnisse sind logisch und für Kinder gut verständlich.

Wie schon erwähnt, zieht Hendriks Familie von Sachsen ins Allgäu, und obwohl sich alle Familienmitglieder redlich bemühen, sich gut in die Dorfgemeinschaft einzugliedern, ecken sie hier und da an. Dabei werden jedoch keine Klischees aufgewärmt, sondern die unterschiedlichen Einstellungen sehr differenziert behandelt. An diesen Stellen stehen besonders die Gefühle der Figuren im Vordergrund. Auch die Sprachbarriere spielt hin und wieder eine Rolle und macht es Hendrik schwer, sich mir den anderen Kindern anzufreunden und im Gegenzug auch von ihnen akzeptiert zu werden. Zum leichteren Verständnis für die Leser gibt es für die bayrischen Textstellen am Ende des Buchs eine Übersetzungshilfe. Wieso der ursprüngliche Wohnort der Familie allerdings mit C. abgekürzt wurde, will sich mir nicht ganz erschießen. Ich finde das unnütz. Entweder hätte man den Ort ausschreiben können oder man hätte es einfach weggelassen. Es spielt für die Geschichte keine Rolle.

Fazit:

„Das schaurige Haus“ ist eine erstklassige Gruselgeschichte, die auch Fragen nach der Heimat und Integration aufwirft. Sie bietet nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen spannungsreichen Lesespaß mit südbayrischem Flair.