Rezension

Liebe nach Drehbuch?

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich - Cleo Leuchtenberg, Lisa-Marie Dickreiter, Claudia Brendler

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich
von Cleo Leuchtenberg Lisa-Marie Dickreiter Claudia Brendler

Bewertet mit 4 Sternen

Lilly leidet unter Liebeskummer. Da passt es ganz gut, dass sie die Gelegenheit bekommt, für einen Hollywood-Blockbuster die weibliche Hauptrolle zu synchronisieren. Allerdings wird der männliche Part von Ben gesprochen, der zwar unglaublich schroff ist, aber trotzdem eine enorme Anziehungskraft auf Lilly hat. Bald wird für sie wird die Zusammenarbeit mit Ben immer schwieriger, besonders während der Synchronisation von Liebesszenen.

 

Mit „I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich“ hat das Autorenduo, das unter dem Pseudonym Cleo Leuchtenberg schreibt, einen sehr charmanten und teilweise auch lebensnahen Jugendroman über die erste richtig große Liebe geschrieben.

Dabei geht es um die siebzehnjährige Lilly, die erst kürzlich mit ihren Eltern nach Berlin gezogen ist und eine Schauspielschule besucht. Weil ihr Vater Diplomat ist, ist sie viel um die Welt gereist, aber nirgendwo richtig sesshaft geworden. Trotz ihrer vielen Kontakte wird schnell klar, dass Lilly eigentlich ziemlich einsam ist. Anders als viele ihrer Altersgenossinnen ist sei kein kichernder, oberflächlicher Teenager, sondern hat ein festes Ziel vor Augen. Lilly war mir trotz kleiner Fehler auf Anhieb sympathisch.

Anders sieht das mit Ben aus, der nur ein wenig älter als Lilly ist. Ben hat familiäre Probleme und kommt gerade so über die Runden. Seine Einsamkeit versucht er zu überspielen, indem er alle, die ihm zu nahe kommen drohen, vor den Kopf stößt. Weil sich Ben sofort zu Lilly hingezogen fühlt, macht ihm dies Angst und er ist besonders gemein zu ihr. Manchmal habe ich mich darüber geärgert, wie voreilig er immer gleich das Schlechteste von ihr denken und auf Konfrontation gehen musste. Deswegen dauerte es eine Weile, bis er bei mir Sympathiepunkte sammeln konnte.

Natürlich kommen sich Lilly und Ben trotzdem näher und diese Entwicklung ist gut nachvollziehbar und schön beschrieben, ich konnte dabei wunderbar abschalten und mich in die Geschichte fallen lassen. Dadurch, dass die Kapitel nicht nur aus Lillys Sicht geschrieben sind, sondern auch viele aus Bens, lässt es sich gut in das Innenleben der beiden Hauptfiguren eintauchen.

 

Leider gibt es im letzten Viertel eine Szene, bei der sich die Geister scheiden könnten. Früher hätte ich den dort geschilderten Vorfall unverzeihlich gefunden, mit meiner jetzigen Lebenserfahrung sehe ich das mittlerweile aber etwas gelassener.

 

Was mir besonders gut an diesem Roman gefällt, ist das interessante und wohl auch realistische Umfeld. Ich war noch nie in einem Synchronstudio, gehe aber mal davon aus, dass die Autorinnen sich hier auskennen. Die dort beschriebene Arbeit fand ich faszinierend, sie trägt viel zur Atmosphäre des Buchs bei.