Liebenswert-melancholisch, witzig, berührend, warm... aber auch lang
Bewertet mit 4 Sternen
Charlie ist 16 und lebt nach der frischen Trennung seiner Eltern bei seinem Vater. Dieser leidet offenbar an Depressionen und macht dadurch Charlies Leben noch schwieriger als es ohnehin schon ist. Gerade den Schulabschluss mehr schlecht als recht hinter sich gebracht, lernt er dann in den Ferien Fran kennen. Wegen ihr wird Charlie Mitglied einer Theatergruppe und probt fortan „Romeo & Julia“ – etwas für ihn bis dahin völlig untypisches. Fran wird im Laufe des Sommers seine große Liebe…
David Nicholls ist ein Autor, den ich bei zwei früheren Romanen bereits sehr schätzen gelernt habe. Er schreibt in einer stets sehr liebevollen, feinfühligen Art und punktet gleichzeitig mit seinem fein dosierten Humor, der einem gern mal ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Es ist auch hier wieder eine Geschichte, die mich sehr berührt hat. Trotz der „großen Liebe“ eines Sommers driftet Nicholls nie ins Kitschige ab. Das rechne ich ihm hoch an. Stattdessen schreibt er liebenswert-melancholisch von den Tücken & Anstrengungen des Heranwachsens, von großen familiären Herausforderungen, von Freundschaften – neu und alt, vom Reiz des Verbotenen, von großer Angst und von noch größerem Glück. Und auch ganz viel von Shakespeares „Romeo & Julia“ - hier sind oft sehr passende Zitate aus dem Stück eingefügt, was einen besonderen Zauber ins Leserherz bringt. Dies alles wird immer aus der Sicht des Charlie erzählt, einer Hauptfigur, die der Leser irgendwann definitiv ins Herz schließen muss und für die man sich nur das Beste wünscht^^
Nicholls erzählt allerdings unglaublich langsam. Das ist teils wirklich angenehm und schön, dennoch habe ich mich durch den Mitteilteil ein bisschen kämpfen müssen. Es zog sich. Schade, da hätte der Autor meiner Meinung nach bestimmt 100 Seiten kürzen können. Das wäre auch okay gewesen.
Fazit: Wer gern die ruhig erzählten, tiefgründigen und feinfühligen Liebesromane bzw. Coming-of-Age-Romane liest, der sollte hier unbedingt zugreifen und sich von ein paar Längen bitte nicht abschrecken lassen. Diese Geschichte umfängt einen dann irgendwann tatsächlich wie eine warme Wolldecke in der ungemütlichen Jahreszeit, in der man sich wohl fühlt und die man nur ungern wieder hergibt ;-)