Rezension

Liebesroman ohne jeden Kitsch

Roman d’amour -

Roman d’amour
von Sylvie Schenk

Bewertet mit 5 Sternen

„Liebesgeschichte ohne jeden Kitsch“

 

Diesen Roman möchte ich allen ans Herz legen, die gern ganz besondere Liebesgeschichten lesen.

Eigentlich handelt es sich nicht nur um einen Roman, sondern um einen Roman im Roman. Sylvie Schenk gibt ein Interview einer Journalistin mit einer für ihr neuestes Werk mit einem Literaturpreis bedachten Schriftstellerin über eben diesen Liebesroman wieder. Dieser handelt von der leidenschaftlichen Affäre einer geschiedenen Schuldirektorin  mit einem jüngeren, verheirateten Kollegen. Viele Passagen des Buches werden (in Kursivschrift) eingeführt und mit beharrlichen Fragen und Kommentaren der neugierigen und insistenten Interviewerin bedacht, die – richtigerweise – erkannt hat, dass es sich vorrangig um eine Autobiografie handelt. Die Autorin beharrt jedoch auf einer fiktionalen Geschichte. Während des Interviews erinnert sie sich stückchenweise an ihre tatsächlich erlebte Affäre mit einem verheirateten Literaturprofessor vor einigen Jahrzehnten.

Dieses Aufeinandertreffen der beiden Frauen während des Interviews ist sehr gelungen und verleiht dem Roman eine gewisse Lebhaftigkeit. Die Schriftstellerin wird zusehends in die Defensive gedrängt und kann bei ihren Auskünften immer weniger zwischen Werk und eigenem Leben unterscheiden. Darauf springt die Interviewerin natürlich sofort an. Ihre Rolle birgt übrigens noch ein überraschendes Geheimnis, das erst ziemlich am Ende gelüftet wird. Interessant ist auch, dass die Ehebrecherin sowohl im angeblich fiktiven Roman als auch in Gestalt der Schriftstellerin eine Sympathieträgerin ist, was darauf zurückzuführen ist, dass beide letztlich vom verheirateten Geliebten verlassen werden und sich nur durch das Niederschreiben ihrer Geschichte retten können.

Ein wirklich lesenswertes Buch.