Rezension

Liebevolle Zerstörung des Herzens

Vor uns die Dämmerung -

Vor uns die Dämmerung
von B. Celeste

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Verlust ihrer Schwester Logan, kann Emery ihrer Mutter nicht mehr in die Augen sehen, ohne dessen unglaubliche Trauer darin zu erkennen und dauerhaft an den Verlust und die Krankheit erinnert zu werden. Daher zieht Emery zu ihrem Vater, dessen neuer Frau und ihrem neuen, abweisenden und furchtbar wütenden Stiefbruder Kaiden. Nichts scheint die beiden zu verbunden, a8ußer der große Ahornbaum, der Emery immer wieder an Logan erinnert, da diese genau unter so einem Baum begraben liegt. Während sie ihre Zeit dort gemeinsam verbringen, bringt dieser besondere Ort die zwei auch einander näher. Doch was Kaiden nicht ahnt ist, dass Emery unter genau derselben Krankheit wie ihre Schwester leidet und dies für ihn ebenfalls einen schmerzhaften Verlust bedeuten könnte…

„Vor uns die Dämmerung“ kommt mit einem wunderschönen Cover daher, welches nicht nur zum Träumen einlädt, sondern eine wunderschöne Besonderheit bereithält. Die Schrift und auch die Sterne rund um das Cover leuchten im Dunkeln und weisen einem den Weg, was wundervoll zu dieser Starken Geschichte passt.

Dieses Buch war das erste, welches ich von der Autorin gelesen habe, da diese mir bisher völlig unbekannt war. B. Celeste hat einen sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Sie beschreibt detailgetreu, ohne dabei jedoch zu abschweifend zu sein. Die Sprache ist, bis auf ein paar kleine Medizinische Details, recht einfach gehalten aber dennoch nicht langweilig. In dem Buch schreibt die Autorin in der Gegenwärtigen Ich-Perspektive der Protagonistin Emery, so dass man sich in dessen Gefühls- und Gedankenwelt regelrecht verlieren kann. Manchmal hätte ich mir, aufgrund der Thematischen schwere des Buches, auch eine andere Perspektive gewünscht, dennoch konnte ich dank der guten Erzählweise, alles nachempfinden und verstehen.

Emery ist eine super sympathische Protagonistin, die man durch ihre freundliche, ruhige Art, schnell ins Herz schließen kann. Sie neigt sehr zum Introvertiert sein, kann aber auch sehr gut aus sich und ihrem Schneckenhaus herauskommen. Aufgrund ihrer gegebenen Problematik fühlt man schnell mit ihr mit, leidet mit ihr und wünscht sich nichts sehnlicher für sie, als einfach leben zu können. Vielleicht war sie mir noch einmal näher, da ich selbst unter einer unsichtbaren Chronischen Krankheit leide, die bei weitem aber nicht so schlimm ist wie bei Emery. Personen, die auf die auf Krankheitssymptome und Verlust nicht umgehen können, sollten dieses Buch aber vielleicht doch lieber meiden. Bereits am Anfang des Buches ahnt man durch den leidvollen Tod der Schwester, dass Emery wahrscheinlich dasselbe Schicksal blüht. Umso geschockter war ich anfangs von Kaidens verhalten. Er war fies und unausstehlich und ich habe mich immer wieder gefragt, womit Emery es verdient hat, sich neben ihrer Krankheit auch noch mit solchen Menschen, wie die, die sie umgeben, geplagt zu sein.  Als man dann jedoch weiter hinter Kaidens Fassade blicken konnte und sie sich beide gegenüber öffneten, habe ich Kraiden direkt tief in mein Herz geschlossen und war froh um seine liebevolle und fürsorgliche Art Emery gegenüber.

 

Die Geschichte ist ein andauerndes auf und ab. Man leidet mit Emery, die unter dem Verlust ihrer Schwester und dem Verhalten ihrer Mutter ihr gegenüber, so wie der eigenen Diagnose zu leiden hat. Man ist wütend mit ihr, über den scheinbar ignoranten Vater, der nie für sie da war und den Stiefbruder, der ihr das Leben schwermacht. Aber man fühlt auch einfach die Kraft die Emery entwickelt, um sich durchs Leben zu schlagen und das Beste aus dem zu machen, was sie kann. Diese Stärke, die sie aufbringt, um den Alltag in der Schule als regelrechte Außenseiterin zu bewältigen und man beneidet sie, für die Leidenschaft, die sie führ ihre Erfolge aufbringt. Emerys Umgang mit ihrer Kankheit macht Mut und gibt einem selbst die Energie um zu kämpfen. Sie lehrt Dankbarkeit fürs eigene Wohl und auch, andere nicht zu verurteilen, sondern zu hinterfragen was hinter ihrem Verhalten steckt. Denn nur mit offenen Augen und Akzeptanz, können wir Menschen mit Emerys Schicksal helfen. Die Gefühle, die zwischen Emery und Kaiden entstehen, haben auch mir ein warmes Gefühl im Bauch verschafft. Diese Verbindung die die beiden zueinander aufbauen ist regelrecht magisch und so unglaublich stark. Durch den jeweils anderen lernen sie, was es heißt zu verzeihen und wie wichtig die Familie ist. Auch wenn dieses Buch kein Happy End im eigentlichem Sinne hat, so öffnet Emerys Geschichte nicht nur Kaiden, sondern auch den Lesern die Augen und das Herz.

Mein Fazit:

Diese Geschichte zerstört, auf unglaublich liebevolle Art und Weise. Sie zeigt, wie wichtig es ist, auf unsichtbare Krankheiten aufmerksam zu machen und die Menschen dafür zu sensibilisieren. Wie sehr betroffene nicht nur an den Krankheiten, sondern auch unter dem Umgang durch andere mit der Erkrankung oder der Person an sich, zu leiden haben. Aber Emery schenkt auch Mut. Mut zu kämpfen, für sich, für die Liebe, für das Leben. Egal wie aussichtslos alles scheint, wichtig ist nicht, wieviel Zeit man hat, sondern wie man diese Verbringt. Und wenn Emery es uns gelehrt hat, dann bricht sie uns unser Herz um es doch auch gleichzeitig dennoch wieder zu heilen. Eine schwere Lektüre ohne Happy End aber mit ganz viel Herz.