Rezension

Literatur und Biografie

Arthur Schnitzler - Max Haberich

Arthur Schnitzler
von Max Haberich

Bewertet mit 4 Sternen

Arthur Schnitzler – der Autor des Fin de Siècle, der der Gesellschaft den Spiegel vors Gesicht hielt und selbst in ihr gefangen war. Als Mediziner trat er in die Fußstapfen seines Vaters, als Autor folgte er seinem inneren Drang und als Mensch war er ein Gefangener der schizophrenen, strengen bürgerlichen Konventionen.

Der vorliegende Band verwebt biografische Momente mit Schnitzlers literarischem Schaffen. Gesellschaftliche Hintergründe und geschichtliche Ereignisse spielen dabei eine genauso große Rolle wie Schnitzlers persönliches Leben. Seine Werke werden detailliert vorgestellt mit Inhalt, Motivation ihrer Entstehung, der zeitgenössischen Aufnahme und der ihnen heute zugemessenen Bedeutung. Das fördert einerseits das Verständnis des Lesers, doch andererseits führt es zu langatmigen Wiederholungen und ermüdender Ausführlichkeit.

Briefe und Tagebucheinträge sowie Fotografien lockern die Lektüre auf und geben dem Leser ein Gefühl für den Menschen Schnitzler und seine Zeit.

Die politische und gesellschaftliche Rolle der Juden ist ebenfalls ein Element, das hier in seiner Bedeutung für Schnitzler und der geschichtlichen Entwicklung gründlich beleuchtet wird. Interessant geschrieben und mit ausführlicher Bibliographie lädt das Buch zum Weiterschmökern ein.

Trotz allem bleibt ein großer Kritikpunkt: eine Biografie liegt hier nicht vor!

Wie in der Einleitung bereits formuliert, ist dieses Buch als Bergleitband der Gesammelten Werke gedacht. Der historische Kontext und die Entstehungsgeschichte zu Schnitzlers Werken steht hier im Mittelpunkt sowie Schnitzlers österreichisch-jüdische Identität – deswegen auch die immer wieder ausführlichen Ausflüge zur Problematik der Juden im Kaiserreich, im Ersten Weltkrieg und wie alles schließlich nach Schnitzlers Tod in der Katastrophe münden konnte. Seine biografischen Momente sind auf diese Bezugspunkte beschränkt. Damit liegt hier ein interessanter literaturwissenschaftlicher Ansatz vor, doch wer eine Biografie sucht, sollte zu anderen Werken greifen.