Rezension

Lügen, Geheimnisse und Intrigen

Die Stieftochter -

Die Stieftochter
von Ildy Bach

Bewertet mit 3 Sternen

Atmosphärischer Thriller, der sich ausschließlich auf das Hauptmotiv hätte konzentrieren sollen

Darum geht's: Rebecca Gretzky kommt nach 11 Jahren aus dem Gefängnis frei. Damals soll sie ihren Mann Alexander ermordet haben. Kaum auf freiem Fuß, wird Becca brutal überfallen und liegt im Koma. Das ruft ihre Stieftochter Tess auf den Plan. Sie rollt die damaligen Ereignisse wieder auf und hinterfragt die bisherige Version der Geschichte...

Ich habe den Klappentext gelesen, das Cover gesehen – und wusste: dieses Buch will ich haben! Ildy Bach hat definitiv einen tollen Schreibstil und gibt der Story einen Flow, der mich in null Komma nix durch die erste Hälfte des Buches getrieben hat. "Die Stieftochter" ist ein ruhiger und atmosphärischen Thriller. Tess taucht ein in die damaligen Geschehnisse. Besonders fasziniert haben mich dabei die Kapitel, die Passagen aus Rebeccas Patienakte wiedergeben. Die Fassade der heilen Familie bröckelt. Immer mehr offenbart sich ein Familiendrama aus Lügen, Intrigen und dunklen Geheimnissen.

Es gibt aber auch Dinge, die für mich nicht so ganz gepasst haben. Irritiert haben mich die immer wieder eingestreuten kryptischen Andeutungen zu Tess Beruf. Und richtiggehend gestört haben mich Kapitel, die mit der eigentlichen Handlung zunächst scheinbar nichts zu tun haben und ein ganz anderes Fass aufmachen. Das erste Kapitel dieser Art kommt wie aus dem Nichts. Im Verlauf erhöht sich die Schlagzahl. Diese Abschnitte haben mich aber immer wieder rausgebracht. Sie kamen mir insgesamt wie Fremdkörper vor. Quasi eine zweite Geschichte im Buch. Der Zusammenhang zum eigentlichen Plot wird erst spät klar - und hätte in meinen Augen eigentlich auch anders und besser ins Buch passend erklärt werden können.

Insgesamt lässt mich das Buch etwas zwiegespalten zurück. Zum einen ist der Thriller eine düstere Familiengeschichte, die mich total fasziniert und in den Bann gezogen hat. Zum anderen gab es scheinbar total unpassende Kapitel, die ich ehrlich gesagt am liebsten komplett überlesen hätte. Auch wenn mich der Schreibstil, die Atmosphäre und der Haupthandlungsstrang eigentlich ziemlich überzeugt haben, muss ich dem Buch für den Gesamtaufbau und Spannungsbogen leider doch Sterne abziehen.