Rezension

Lustlose Generation?

Plüsch - Michael Ebmeyer

Plüsch
von Michael Ebmeyer

Bewertet mit 3 Sternen

"Plüsch" handelt von den besten Freunden Tim und Maul, die sich im Leben vor sich hin treiben lassen. So richtig Leidenschaft empfinden sie nur für die gemeinsame Band, die Frauen, den Alkohol und die Drogen. Doch dann hat Maul plötzlich die Schnauze voll. Innerhalb von zwei Jahren will er ein Leben in Würde führen. Tim lässt sich auf diesen Pack, nichtsahnend, was er damit in ihrer beider Leben auslöst.

Eine einfacher Titel, ein einfaches Cover, was also hat dieser Gegenwartsroman zu bieten?

"Plüsch" bietet eine doch sehr treffende Studie über die Generation 20+. Tim personifiziert das Ganze perfekt, Maul ist dagegen einfach nur von der Gesellschaft überfordert und hat mit Depressionen zu kämpfen. Ausgerechnet die beiden setzen sich nun für zwei Jahre das Ziel ein Leben in Würde zu führen. Die Kategorien dieses getroffenen Pakts sind klar definiert und es gilt Positiv- und Negativpunkte zu vergeben.

Dieser Pakt ist wirklich das spannendste Thema dieses Romans. Es zeigt, dass die beiden intelligenten Burschen sind, die absichtlich abseits des Mainstreams agieren wollen. Sie sind nicht nur einfach lustlos, sie wollen nur nicht dem entsprechen, was die Gesellschaft von einem Mann in den 20ern erwartet.

Problematischer wird es schon, wenn man auf den Stil der Erzählung blickt. Die Geschichte ist auf mehrern Zeitachsen erzählt, ein System ist dabei nicht zu erkennen. Manches Mal fällt es doch arg schwer, sich zeitlich zu orientieren und vor allem fällt es verdammt schwer überhaupt in die Geschichte hinein zu finden. Das zentrale Element, der Pakt, wird erst sehr spät eingeführt und so lange begleitet man einen niedergeschlagenen Tim, der sich durchs Leben kämpft. Die genauen Gründe werden erst sehr spät geliefert. Doch dieser Stil sorgt auch nicht für Spannung, sondern eher für Verwirrung.

Ebenfalls kritisch zu sehen sind einige Erzählstellen. Bei denen ist mir überhaupt nicht klar, was der Autor bezwecken wollte, zumal die Themen auch direkt wieder unter den Teppich gekehrt werden.

Stärken dieses Romans sind einfach der bissige, teilweise humorvolle Erzählstil, die kleinen Details, die am Ende stimmig zusammenpacken und eben der Pakt, der viel über die Protagonisten und damit über die Gesellschaft und eine bestimmte Generation verrät.

Fazit: Der Aufbau ist zeitlich durcheinander, hier ist Konzentration gefragt, zumal sich auch nach Beendigung die Wahl der Kapitel nicht erschließt. Einige Themen sind bedenklich angesprochen ohne zuende besprochen zu werden. Ansonsten aber gefällt mir das Zusammenspiel der beiden hervorragend und die Thematik. Mit Tim hat man eine antriebslose Figur als Reflektor, aber wenn man sich Distanz zu seiner Persönlichkeit verschafft, dann kann man dem Roman durchaus seine Stärken anerkennen.