Rezension

Mafiamord in Darmstadt?

Der Pate von Darmstadt -

Der Pate von Darmstadt
von Esther Copia

Bewertet mit 5 Sternen

In Darmstadt werden zwei junge Männer, Alberto, 28, und Tomaso Vasile, 27, auf offener Straße erschossen. Hat da die Mafia ihre Hand im Spiel? Schnell wird klar, dass die Schüsse dem Capo Luigi Esposito galten, der nun, wenn seine Frau und seine beiden kleinen Töchter in Sicherheit sind, umfangreiche Aussagen machen will.

Justizvollzugsbeamtin Maria Saletti wird durch Esposito an den Mord an ihrer geliebten Cousine Anna von vor 20 Jahren erinnert. Und sie lässt sich auf einen unglaublichen Deal ein. Nicht ahnend, dass sie Mitglieder der Camorra schon beobachten.

Autorin @esthercopia lässt mich in den Gefängnisalltag der JVA Dieburg eintauchen mit schlechtem Essen; Frauen, die es spannend finden, Kontakt mit einem Strafgefangenen aufzunehmen; Strafgefangene, die sich an weibliche Bedienstete ran machen. Ich lerne verschiedene Arbeitsplätze in den Werkbetrieben der JVA kennen und werde mit Drogenverkäufe an Häftlinge konfrontiert. Schlimm finde ich auch, wie die Häftlinge z.T. miteinander umgehen.

Einerseits kann ich Maria Saletti sehr gut verstehen, die die Chance sieht, den Mord an ihrer Cousine, für den sie ihr Onkel immer noch verantwortlich macht, endlich aufzuklären. Andererseits begibt sie sich hier aber auch ganz schön in Gefahr.

Was sie aber dann heraus findet, hat mir schier den Atem verschlagen. Mehr wird aber nicht verraten.

Karl-Heinz Burger und Rechtsanwalt Frank Wilk sind zwei Männer, die ich hier kennengelernt habe, denen ich in meinem Leben nicht begegnen möchte. Warum? Auch das solltet ihr beim Lesen des spannenden Krimis selbst herausfinden.

Sehr gelungen finde ich, wie ich ins Privatleben von Maria Saletti und Alexander Neubert eingebunden werde. Ich mag die disziplinierte, kontrollierte, aber auch schwache und verletzliche Frau mit ihrem italienischen Temperament sehr gerne. Und auch Alexander ist mit sehr sympathisch. Ich bin schon sehr gespannt, welche Strafe Maria für ihr eigenmächtiges Handeln nun droht.

Durch die kurzen Kapitel und die dauernden Perspektivwechsel wird die Geschichte sehr schnell und es ist mir richtig schwer gefallen, das Buch mal aus der Hand zu legen. Es ist so spannend, von einem Schauplatz zum anderen zu switschen und ganz langsam heraus zu bekommen, wie die einzelnen Erzählstränge sich annähern und schließlich ein großes Ganzes ergeben.

Ich habe diesen Ausflug in die JVA Dieburg und nach Darmstadt mit all den Betrügereien, der Geldwäsche, den Drogen und dem schändlichen Menschenhandel trotz aller Brutalität und Abscheulichkeiten sehr genossen.