Rezension

Mal etwas ganz anderes

Skin - Das Lied der Kendra - Ilka Tampke

Skin - Das Lied der Kendra
von Ilka Tampke

Bewertet mit 4 Sternen

In einer kalten Nacht im Jahre 28 nach Christus findet die Amme, Kochmutter, der Stammeskönigin der Caer Cad einen ausgesetzten Säugling auf der Türschwelle der Küche. Da das Kind keine Fehlbildungen hat, nimmt Kochmutter es an und zieht das Mädchen groß. Sie nennt es Ailia und behandelt die Kleine wie ihre eigene Tochter, einziges Makel, Ailia hat keine Haut, sprich sie gehört keinem Stamm an und somit hat sie bei vielem das Nachsehen, z.B. ist es ihr nicht gestattet zu heiraten, geschweige denn auf Reisen zu gehen, sprich, Gelehrte zu werden. Jahre später wird Ailias Heimat von den Römern bedroht und Ailia beginnt sich zu verändern, denn ihr ist ein ganz besonderer Weg vorherbestimmt. Kann sie diesen als Halbgeboren (ohne Haut) überhaupt gehen? Wird sie ihrem Volke helfen können?
Meine Meinung:
 Ich muss ja zugeben, dass ich unheimlich lange gebraucht habe, einen richtigen Zugang zu diesem Buch zu finden. Doch lag das an dieser ganz besonderen Andersartigkeit, nicht nur, das es von einer ungewöhnlichen Zeit erzählt, es ist auch vom Erzählstil völlig anders. Ilka Tampke verliert sich nicht in großen Erläuterungen über Begriffe dieser Zeit. Somit musste ich mir beim Lesen so mit und mit zusammenreimen, was genau gemeint ist und was das alles bedeutet. Dadurch wirkt auch die Erzählung anspruchsvoller, obwohl die Sprache, durch oftmals kurze Sätze einfach erscheint. Was mich hier dann doch sehr beeindruckt hat, ist dass es der Autorin völlig überzeugend gelingt, die Stimmung dieser Zeit einzufangen. Die Menschen waren damals offener, aber auch härter, dabei sei allein die Opfergaben dieser Zeit zu erwähnen, bei der mir während des Lesens schon ein Schauer über den Rücken lief. Auch viele Bräuche dieser Zeit wurden in dieses Buch eingebunden und auch wirklich gut dargestellt, aber auch hier, wurde nichts in kleinste Details zerlegt und erklärt, sondern ich musste mir erarbeiten, es zu verstehen. Das ganze hat mich dann auch hin und her gerissen, ob mir dieses Buch gefiel oder nicht, aber letzen Endes hat mich seine eigene Magie und Stimmung doch noch einfangen und überzeugen können. Als Leserin durfte ich mehr über das Beltane Ritual erfahren, aber auch die Flüche, so genannte Geas wurden dargestellt.
Erzählt wird dieses Buch von Anfang an von Ailia, der Halbgeborenen, sogar ihre eigene Auffindung auf der Schwelle zu Kochmutters Küche. Allein das war schon absolut ungewohnt, aber auch faszinierend. Ailia als Protagonistin war für mich genau so unerklärlich, denn ich bin auch bei ihr völlig zwiegespalten, einerseits ist sie eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit, auch wenn sie nur eine Halbgeborene, eine ohne eigenes Stammes-Totem, ist, ist sie eigenständig und voller Selbstbewusstsein. Letzten Endes hat sie ihr Verhalten natürlich Kochmutter zu verdanken, die sie immer wie eine eigene Tochter behandelt hat und auch die Stammeskönigin ist ihr zugewandt. Allerdings hat sie es mit den übrigen Dorfbewohnern sehr schwer und kämpft um Akzeptanz. Auch die Nebencharaktere bekommen genug eingene Attribute, um eine Wirkung auf den Leser auszuüben. Da ist z. B. Heka, die ich überhaupt nicht mochte, aber trotz allem sehr stark ist. Auch die beiden Männer, die hier eine wichtige Rolle spielen, sind interessante und völlig unterschiedliche Charaktere.
Die Spannung bleibt durch unvorhergesehene Wendungen erhalten, jedoch gibt es an manchen Stellen, gerade zu Beginn viele Stellen, die langatmig scheinen. Hier heißt es durchhalten, denn das Buch ist absolut lesenswert.
Mein Fazit:
Ein Buch, das bestimmt viele unterschiedliche Meinungen hervor bringen wird. Ich habe selber lange gebraucht, um in die ungewöhnliche Geschichte zu finden und mit den Darstellungen dieser Zeit klar zu kommen, aber ich denke, dass hier ausschweifende Erklärungen das Buch extrem langatmig gemacht hätten. So blieb es doch spannend und die Zeit in der es spielt, wurde glaubhaft erzählt und vermittelt. Letzen Endes bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mir das Buch gefallen hat, gerade durch die aussergewöhnliche Magie der Zeit, in der es spielt, konnte es mich überzeugen. Da ich es aber stellenweise zäh fand, gerade beim Einstieg, gibt es von mir vier von fünf Sternen!