Rezension

Manchmal schlägt das Schicksal zu - Leseempfehlung

Monstertörtchen - Susanne Friedrich

Monstertörtchen
von Susanne Friedrich

Bewertet mit 5 Sternen

„...Er klammerte sich daran wie ein Ertrinkender an ein Stück Treibholz, in der Hoffnung, Land zu sichten. Das Lächeln der Kinder, die Gespräche der Gäste und das Klappern der Tassen bildeten die Melodie seines Alltags...“

 

Jojo hat ein Café in Kreuzberg. Doch das Geschäft läuft nicht gut. Jojo fehlt ein Konzept. Der einzige Lichtblick ist Tommy, sein Mitarbeiter. Er ist zwar geistig behindert, aber sein Lächeln und seine Freundlichkeit kommen bei den Gästen an. Außerdem verfügt er über ein gutes Einfühlungsvermögen. Als Servicemitarbeiter ist er unschlagbar. Die Buchführung liegt in der Hand von Max, hochbegabt und Mathematikstudent. Mit der praktischen Seite des Lebens kommt er nicht so gut zurecht.

Viktoria arbeitet in einer Werbeagentur, die zur Kette von Jason Greenfield gehört. Heute ist ihr großer Tag. Sie bekommt die Leitung der Filiale übertragen. Das bedeutet allerdings auch neue Anstrengungen, denn das Planziel ist ehrgeizig. Auf der Rückfahrt verursacht sie einen Autounfall.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.

Die Protagonisten wurden gut charakterisiert. Das trifft selbst auf die Nebenrollen zu. Ich denke dabei insbesondere an Regine, Viktorias Bettnachbarin im Krankenhaus. Sie gibt Viktoria in schwerer Zeit Halt. Sven, Viktorias Ehemann, ist ein selbstverliebter Egoist, der an enormer Selbstüberschätzung leidet. Treue ist für ihn ein Fremdwort. Etwas Besonderes ist auch Erna, eine regelmäßige Besucherin von Jojos Café. Sie sagt, was sie denkt und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

Der Sprachstil des Buches ist über weite Strecken lockerleicht, zeigt aber auch ernste Passagen. Dass die Autorin den Umgang mit Metaphern beherrscht, beweist obiges Zitat, mit dem Jojos Lebenseinstellung punktgenau wiedergegeben wird. Ein Blick in die Vergangenheit der Protagonisten ermöglicht mir als Leser, ihre Entwicklung und manche ihrer Entscheidungen nachvollziehen zu können. Anhand von Greenfield wird die Härte des heutigen Geschäftslebens dargestellt, die auf menschlichen Befindlichkeiten keine Rücksicht nimmt. Sehr genau wird Viktorias Entwicklung nach dem Unfall nachgezeichnet. Dabei stehen häufig ihre Emotionen im Mittelpunkt. Ein besonderes Highlight sind Max` Sprüche auf dem täglich wechselnden Shirt. Aussagekräftige Dialoge setzen weitere Glanzpunkte. Mit Viktoria und Jojo treffen zwei Personen aufeinander, die völlig gegensätzlich sind. Das gibt den Dialogen einen besonderen Flair. Knallhart dagegen ist das Gespräch von Jojo mit seinem Vater. Ernas trockener Humor und ihre Berliner Mundart sorgen häufig für ein Lächeln bei mir als Leser.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer abwechslungsreichen Geschichte wird dargestellt, dass menschliche Wärme und Vertrauen in das eigene Können wichtiger für Lebensfreude und Erfolg sind als ein perfektes Aussehen.