Rezension

Mangelhaft

Die Fassadendiebe - John Freeman Gill

Die Fassadendiebe
von John Freeman Gill

Bewertet mit 2 Sternen

Der 13jährige Griffin steckt in einer schwierigen Situation: Seine Eltern haben sich getrennt und nun versucht er, seine flatterhafte Mutter vor dem Zorn seines meist abwesenden Vaters zu schützen. Beide Eltern machen wahrlich keinen guten Job. Aber zumindest zu seinem Vater Nick findet Griffin eine neu Verbindung, als er ihn bei seinem faszinierenden, wenn auch nicht ganz legalen Hobby zu begleiten beginnt: Fassadendiebstahl.

Um in New York etwas Neues zu bauen, muss etwas Altes weichen. Und genau an diesem Alten hängt Nicks Herz. Er liebt die Wasserspeier, Fassadenreliefs und Terrakottafiguren, die grotesken Gesichter in den Schlusssteinen und die besonderen Eisenfassaden mancher Häuser. Und bevor all das in Schutt und Asche gelegt wird, will er so viel wie möglich davon retten.

So weit kling das nach einer durchaus spannenden Geschichte! Doch leider hat der Roman einige Mängel. Zum einen ist da Griffin: Er ist zwar ein durchaus sympathischer Erzähler, aber leider verhält er sich oft nicht altersgemäß. Er wirkt entweder älter als 13 oder er macht kompletten Teeniequatsch mit Fremdschampotential, was wiederum nicht dazu passen will, dass ja eigentlich der erwachsene Griffin rückblickend erzählt!

Sprachlich ist es ebenfalls kein großer Wurf, was zu großen Teilen am Erzähler im Teenageralter liegt, und leider zieht sich die Geschichte stellenweise so sehr, dass ich einige Seiten nur überflogen habe, ohne etwas Wichtiges zu verpassen. Und dann gibt es noch Lücken im Plot, wie ein Rätsel um Hinweise auf bestimmte Fassaden und ihre Figuren, die Griffin findet, das letztlich nie aufgeklärt wird.

Was mich zu großen Teilen durch den Roman gezogen hat, war die Dynamik innerhalb Griffins Familie. Seine nerdige Schwester, die die Eltern wieder zusammenbringen will oder die überforderte Künstler-Mutter, die ihre Kinder aus dem Blick verliert. Ich habe mir hier eine Aussprache gewünscht, eine Versöhnung oder einen Streit der die Mutter – oder gerne auch den Vater! – zum überdenken des eigenen Handelns zwingt. Aber nichts davon passiert hier! Letztlich verstehe ich deswegen auch die Intention des Erzählers nicht ganz. Er berichtet von seinem Vater, der zwar ein charismatischer Mann ist und eine enorme Passion für New Yorks Architekturperlen hat, die er zum Teil an seinen Sohn weitergegeben hat. Aber er ist kein guter Vater und stellt sich als sogar noch weitaus schlechterer Mensch heraus, als man Anfangs denkt. Warum dann diese Hommage an ihn? Wo bleibt die Wut unseres Erzählers? Ich an seiner Stelle wäre furchtbar furchtbar wütend! Griffin erzählt mit einer Abgeklärtheit, die ich absolut nicht verstehen kann.

Für New York-Fans, denen die Schauplätze des Romans bekannt sind und die die Fratzen an mancher Hauswand aus eigener Erfahrung kennen, könnte dieser Roman durchaus etwas sein. Mir fehlte Kritik – am Vater, an seinem Hobby, an seinen Manipulationen – mir fehlte Emotion und mir gab es zu viele Längen. Schade, dass es bei dem tollen Thema so viele Macken gab!