Rezension

Manipulative Machenschaften

Flieh, so weit du kannst -

Flieh, so weit du kannst
von Naomi Joy

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem Ava sich von Charlie, ihrem sehr eifersüchtigen, zuweilen gewalttätigen Freund endlich trennt, bietet ihr Chef David ihr an, ins Haus seiner verstorbenen Tochter Olivia zu ziehen. Trotz mulmigem Gefühl nimmt sie an, fühlt sich jedoch immer mehr beobachtet und bedroht. Derweilen kümmert sich David um sie, lädt sie ein, befördert sie und wird zunehmend fordernder. Jade indes hatte damit gerechnet, anstatt Ava als Teamleiterin aufzusteigen. Sie liefert hier schon jahrelang gute Arbeit und ist zudem qualifizierter. So zumindest sieht sie sich selber. Früher einmal, als Olivia noch lebte, waren alle drei Freundinnen. Lange vorbei.

Es geht gleich mal richtig gut los, das ganze Buch über war ich von dem sehr angenehm zu lesenden Schreibstil angetan.  Aus verschiedenen Perspektiven erzählt Naomi Joy diese Geschichte. Ava ist perfekt, aalglatt, makellos und liefert mustergültige Arbeit ab. Jade dagegen lebt mehr in ihrer Scheinwelt, dem Irrsinn nahe - so kam es mir zuweilen vor. Es werden dem Leser da schon Typen vorgesetzt, die allesamt ne Macke haben. Mehr oder weniger. Krankhaft eifersüchtig und sehr klammernd, dann aber wieder äußerst großzügig, aber auch sehr hinterhältig und boshaft. Der Kontrollzwang ist nicht zu übersehen, von Selbstüberschätzung bis hin zur Selbstzerstörung ist alles dabei.

Immer wieder lese ich eingeflochten in die Handlung „Du kannst dich nicht ewig verstecken… ich weiß, was du getan hast. Ich kenne dein Geheimnis.“ Man ahnt, wer sich angesprochen fühlen müsste, aber so richtig kann man es nicht greifen. Die Story zieht sich dann, nach dem doch recht rasanten Start ist die Luft raus. Es passiert viel, es wiederholt sich so einiges, im letzten Drittel wird es dann nochmal richtig rasant.  

Naomi Joy schreibt sehr mitreißend, ich habe mich trotz mancher Längen gut unterhalten gefühlt.