Rezension

Martha Gellhorn

Hemingway und ich - Paula Mclain

Hemingway und ich
von Paula McLain

Bewertet mit 3 Sternen

Derzeit ist mein Leseglück doch recht wechselhaft. Ein paar der letzten Romane, auf deren Erscheinungsdatum ich mich gefreut hatte, entsprechen leider so gar nicht meinen Erwartungen. Dazu zählt auch dieser Roman.
Nun, was habe ich hier erwartet? Paula McLain baut ihre Bücher immer im gleich auf: sie sucht sich eine interessante, ungewöhnliche Frau und erzählt ihr Leben in einer Mischung aus Fakten und Fiktion. Bei Ernest Hemingways erster Frau Hadley ist ihr das meiner Meinung nach recht gut gelungen, zumindest habe ich gute Erinnerungen an dieses schon vor längerer Zeit gelesene Buch. Daher war ich durchaus glücklich, als ich gesehen habe, dass sie sich nun auch Martha Gellhorns angenommen hat, Hemingways dritter Frau.
Martha Gellhorn war eine der ersten weiblichen Kriegsberichterstatterinnen, immer mitten im Geschehen und der Gefahrenzone. Sie war ihrer Zeit in vielen Punkten voraus, emanzipiert, eigenständig und auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen. Die kurze Ehe mit Hemingway war eher eine Fußnote in ihrem Leben, ein Irrtum in jungen Jahren und wohl auch eine wenig glückliche Zeit insgesamt.
Sie lernt den deutlich älteren Hemingway per Zufall in einem Familienurlaub kennen und folgt ihm 1937 an die spanische Front. Dort werden die beiden ein Liebespaar. Hemingway bewundert die durchsetzungsfähige, selbstbewusste Martha. Nach dem Krieg lassen sie sich auf Kuba nieder und heiraten zügig nach Hemingways Scheidung. Doch das, was früher Bewunderung auslöste, sorgt nun für Probleme. Martha arbeitet weiterhin an einer eigenen Karriere, will nicht nur Mrs Hemingway sein.
Eigentlich ein Selbstgänger: zwei hochinteressante Protagonisten, eine Ehe mit allen Höhen und Tiefen und das in einer Zeit, in der die ganze Welt brennt. McLain dagegen gelingt es fast durchgängig, gepflegte Langeweile mit pathetischem Geschwafel zu verbinden. Nur an wenigen Stellen hatte ich das Gefühl, sie habe sich Gellhorn annähern können. Bei McLain wirkt sie wie eine risikosüchtige verwöhnte High Society-Schönheit, die per Zufall zu ihren Erfolgen kommt. Man kommt Martha als Leser nicht näher, sie bleibt kühl und unnahbar. Nun war sie ja auch keine einfache Persönlichkeit und vielleicht war der Aufbau des Romans mit Gellhorn selbst als Erzählstimme unklug gewählt. Für die hochintelligente Frau, die sie ja war, wirkt sie so nämlich reichlich naiv und unbedarft. In die Beziehung mit Hemingway rutscht sie quasi unvorbereitet und selbst überrascht hinein, der Großteil des Romans besteht aus Gejammer über ihre Schreibblockade und -probleme. Das wird dieser großartigen, aber wohl zu sich und anderen knallharten Frau wirklich nicht gerecht.
Der Roman ist mir, mit einem Wort gesagt, zu seicht. Das ist äußerst schade, wenn man das verschenkte Potential bedenkt.