Rezension

Meet the Bridgertons

Bridgerton - Der Duke und ich -

Bridgerton - Der Duke und ich
von Julia Quinn

Nicht mein Lieblingsteil der Reihe, aber angenehm kurzweilig, charmant und witzig geschrieben. Es verspricht definitiv ein paar schöne Lesestunden.

Wie viele Andere hier auch, habe ich mich durch die Netflix-Produktion in die Bridgerton-Serie verguckt und wollte dann unbedingt lesen, was der Ursprung des Ganzen ist. „The Duke & I“, wenn auch der erste Teil der Reihe, war nicht das erste Bridgerton-Buch, das ich gelesen habe. Irgendwie war, nachdem ich die Serie gesehen habe, nicht ganz das Interesse da, weil man ja doch viel von der Handlung im Voraus kennt, allerdings hat mich dann irgendwann doch die Neugier gepackt.

Mein Lieblingsteil der Reihe ist es nicht, aber es liefert doch viele Elemente, die einen tollen Regency-Roman ausmachen und das Lesen zu einer sehr unterhaltsamen Angelegenheit machen. Der Schreibstil (im Englischen-Original) ist flüssig, lebendig und sehr leichtgängig. Besonders die Dialoge machen immer wieder viel Spaß und entlocken einem das ein oder andere Schmunzeln beim Lesen. Zwar tauchen durchaus ein paar (wie ich glaube) unzeitgemäße, sprich modernere, Ausdrücke auf, mich persönlich hat das allerdings nicht weiter gestört. Auch setzt sich mit der Zeit eher amerikanisches Englisch durch, was für einen Roman, der in England spielt, vielleicht etwas schwierig ist. Für mich zählt der aber der Gesamteindruck und ich finde es von der Ausdrucksweise überzeugend und (sagen wir mal) authentisch genug, um mich in der Geschichte wohlzufühlen, (das habe ich auch schon anders erlebt und da auch als sehr störend empfunden) und am Ende des Tages ist es kein Jane Austen Roman.
 (Geht man davon als Standard aus, gäbe es nicht nur an der Sprache was auszusetzen, sondern dann wäre das ganze Buch, mit den Charakteren, ihrem Verhalten und ihren Interaktionen wohl nicht überzeugend. Deshalb sollte man diese Sache mit der Authentizität in Regency Romanen wohl immer mit einem kleinen Augenzwinkern betrachten. Aber das nur als kleine Bemerkung am Rande.)

Simon und Daphne haben mir als Paar gut gefallen. Sie ergänzen sich hervorragend und die Autorin hat sich auch reichlich Mühe gegeben ihnen Tiefe zu verleihen. Daph ist einfach ein Charakter zum Gernhaben. Sie ist lieb und sanftmütig, lässt sich aber – wie sie nicht müde wird zu erwähnen – als Schwester von vier Brüdern, auch nicht einfach über den Mund fahren. Sie ist schlagfertig (in vermutlich jedem Sinne des Wortes) und gewitzt, aufmerksam und definitiv klein hübsches Debütantinnen-Dummchen. Die Kabbeleien mit ihren Brüdern haben mir daher auch mit am besten gefallen. Ich glaube aber am Ende hat mir bei ihr einfach etwas gefehlt, das sie wirklich interessant, oder sagen wir erinnerungswürdig macht.
 Simon auf der anderen Seite kommt sehr düster und grimmig um die Ecke. Umso spannender war es zu lesen, wie er in Daphnes Gegenwart entspannter und leichtgängiger wurde. Hier hat sich finde ich am besten gezeigt, wie sehr sich die beiden ergänzen. Anders als Daphne, kommt Simon mit einer eher unglücklichen Vorgeschichte daher, weshalb sein Charakter in mancherlei Hinsicht mehr Entwicklung durchmachen muss, um an sein Happy End zu kommen. Er ist finde ich zweifellos der interessantere/ vielschichtigere Protagonist. Trotzdem hätte ich mir an mancher Stelle gewünscht, dass er sich etwas früher von seinen aufzehrenden Rachegedanken gelöst und etwas selbstreflektierter gehandelt hätte. Das hat die Autorin für meinen Geschmack beinahe etwas zu sehr in die Länge gezogen.

Das besondere an diesem Buch, wohl eher an der ganzen Reihe sind die Nebencharaktere. Der Bridgerton-Clan mit 8 Kindern und der ambitionierten Matriarchin Violet Bridgerton an ihrer Spitze wächst einem wirklich schnell ans Herz, auch wenn es nur wenig Gelegenheit gibt, sie kennenzulernen. Ich glaube es ist diese herzliche und witzige Familiendynamik, die sich so offensichtlich durch das Buch (und alle weiteren Bücher) zieht, die mich so sehr an diese Reihe gefesselt haben.
Die Serie hat, verglichen mit dem Buch, ein paar drastische Veränderungen vorgenommen, wodurch unter anderem viele Nebencharaktere ihre eigenen Handlungsstränge erhalten haben, die manch ein hoffnungsvoller Leser vergeblich in diesem ersten Teil sucht. Ich verstehe die Enttäuschung, hab es aber selbst nicht wirklich so empfunden. Am Ende muss man beides voneinander unterscheiden und auch akzeptieren, dass die Serie aus Spannungs- und Etablierungsgründen einige Veränderungen und Erweiterungen vorgenommen hat. Mir hat es jedenfalls nicht den Unterhaltungsfaktor genommen und ich hatte trotzdem Spaß mit diesem Teil der Reihe.

Abschließend muss ich sagen, dass ich nicht wirklich ein Fan von dem Cover bin. Das liegt nicht an den Schauspielern (die mir in den Rollen sehr gefallen haben), ich mag nur einfach nicht diese Angewohnheit von Verlagen unbedingt "Netflix" bzw Verfilmungscover rausbringen zu müssen. Für mich persönlich hätte das nicht sein müssen.

Am Ende des Tages ist „The Duke & I“ ist ein kurzweiliger, romantischer (definitiv mit kitsch-Faktor), sehr humorvoll und sympathisch geschriebener Roman, der ein paar schöne Lesestunden verspricht. Vielleicht nicht der beste Regency-Roman aller Zeiten, aber doch eine Leseempfehlung wert.