Mehr als ein Krimi, Zeitgeschichtliches geschickt eingewoben
Bewertet mit 5 Sternen
Es fing trotz der Leiche zu Beginn ein wenig langweilig an, aber dann wurde es von Seite zu Seite spannender. Wieder ist es der eigenwillige Kommissar August Emmerich, der diesen und weitere Morde zusammen mit seinem sympathischen jungen Assistenten Winter aufklären soll. Dabei geht er oft unkonventionelle Wege, lässt sich mit Schiebern ein und begibt sich ohne Bedenken in Gefahr, sogar Lebensgefahr. Auch seine privaten Probleme spielen eine Rolle und bilden einen Handlungsfaden, der den Leser in Atem hält.
Das Ganze ist geschickt in die Zeitgeschichte Wiens in den Zwanzigern eingebettet, einer schrecklichen Zeit voller Hunger, Kälte, Krankheit, Not und Kriminalität, wobei dem Leser ganz nebenbei vor Augen geführt wird, wie gut es uns heute geht.
'das heruntergekommene Wien der Arbeiterklasse, wo das Überleben viel Kraft kostete und der Kummer in jedem Winkel hockte.' (59)
Zu allem Übel gesellt sich dazu die Ungleichstellung der Frau, zunehmende antisemitische Tendenzen und die explosive politische Lage, das Verhärten der Fronten zwischen Kaiseranhängern und Sozialdemokraten.
Dieser Band hat mich genau so begeistert wie die beiden davor und ich werde bald den 4. Band lesen. Für Liebhaber anspruchsvoller Krimis kann ich unbedenklich eine Leseempfehlung aussprechen.