Rezension

Mehr als spannend

Begegnung mit dem Serienmörder
von Stephan Harbort

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt und Meinung:

Obwohl ich normal komischerweise nur eingeschränktes Interesse an Krimis und Thrillern habe, faszinieren mich wahre Begebenheiten in dem Genre umso mehr. Von Schirachs "Verbrechen" und "Schuld" habe ich verschlungen, ebenso wie Wilfling - trotz seines ungelenken Stils - und Benecke, um nur einige wenige aufzulisten.

Was mich von Anfang an an diesem Buch gefesselt hat war, dass tatsächlich die Verbrechen auch aus der Sicht der Opfer erzählt wurden, was bei den meisten Büchern dieser Art meist viel zu kurz kommt. Stephan Harbort schreibt in seinem Vorwort:

"Die Rollen des lebenden und des toten Opfers sind identisch: Mittel zum Zweck." -S.9

Er spricht hier an, dass sich meist alles um Tat, Verbrecher und die anschließende Verurteilung/Resozialisierung dreht, dem Opfer aber viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird, sowohl aus amtlicher, als auch aus psychologischer Hinsicht. Als eine der wenigen Ausnahmen fällt mir hier Natascha Kampusch ein, deren Öffentlichkeitsbedürfnis und Vermarktung allerdings inzwischen schon fast einen negativen Beigeschmack hat.

Harborts Meinung nach, kann ein Verbrechen nur dann vollständig verstanden werden, wenn man sowohl die Sichtweise des Täters, als auch die des Opfers kennt. Und so hat er mit diesem Buch einen interessanten Mix aus Fakten, Berichten, Opfer-Interviews und Täter-Interviews geschaffen, den ich sehr spannend fand. Im ersten Kapitel beginnt er ein faszinierendes Wechselspiel aus Opfer- und gleich darauffolgenden Täteraussagen, was den Berichten eine unglaubliche Intensität und Lebendigkeit verleiht und einen aufgrund des unbequemen Themas auch öfters mal schlucken lässt.

Sein Stil ist flüssig und gut zu lesen, selten kommt Langeweile auf oder entstehen Längen, was ab und an bei einem seiner anderen Bücher "Wenn Frauen morden" der Fall ist.

Ich empfand es wirklich als eines der besseren Vetreter seines Genre und durch den neue Blickwinkel der Opfer sehr lebensnah beschrieben. Auf jeden Fall empfehlenswert.