Rezension

Mehr Erfahrungsbuch

Elche morden nicht
von Henry-Sebastian Damaschke

Bewertet mit 4 Sternen

Wie bereits oben in der Buchbeschreibung steht, soll es sich hier um einen Krimi handeln. Für einen Krimi fehlen aber die Tiefgänge in die kriminologische Arbeit und in die Sicht des Täters. Und zwei Serienmorde auf knapp 200 Seiten ist vielleicht auch ein bisschen viel. Da hätte definitiv noch sehr viel ausgeschmückt werden können, der Autor hat Potential.

Das Buch überzeugt mit seinem sympathischen Sprachstil und seinem eigenartigen Humor. Nicht immer wird erkenntlich, warum unbedingt die Elche oder die Krötenliebhaberin erwähnt werden und nicht deren richtige Namen. Also Henrik, der Protagonist, ist scheinbar einem Elch sehr ähnlich. Nun würden mir keine typischen Charaktereigenschaften eines Elchs einfallen, aber wir lernen "Elche morden eben nicht!"---> Okay. Ansonsten soll diese ganze Elcherwähnung wohl auf ein anderes Buch des Autors hinweisen.

Warum der Name der Krötenliebhaberin, in die sich Henrik verliebt hat, erst am Ende einmal kurz erwähnt wird, Marie und sonst nie, ist irgendwie nicht einleuchtend. Sie nimmt schließlich eine große Rolle im Gefühlsleben des ehemaligen Rechtsmediziners und Whysik-abhängigen Krimiautors ein.

Der Schwerpunkt liegt nun also auf der Gefühlswelt des Protagonisten. Nach einigen Schicksalsschlägen, Tod seiner Tochter, Trennung und Psychoterror seiner Frau (das hätte ruhig noch genauer beschrieben werden können), dem Tod seines besten Freundes Lars, verfällt Henrik einer tiefen Depression. Sonst immer gesellig, hilfbereit und co, nun zurückgezogen, einsam, Whisky-trinkend, und hinzu kommen noch Herzinfarkte und eine chronische Form von Leukämie, versucht Henrik im geliebten Land Norwegen bei seinen Freunden ein wenig Ruhe zu finden. Endlich denkt er über sich selbst nach. SO hat er doch zuletzt die Liebe seines Lebens wegen seiner Krankheiten zurückgewiesen. Immer wieder betont, dass er sie ganz schlimm belogen hat, was er aber genau getan hat, erfahren wir auch nicht. Die Gefühlswelt wird ganz toll und tiefgehend beschrieben, was defintiv den PLUSTEIL dieses Buches ausmacht. Sehr schön!

Aber dann holen ihn plötzlich die seltsamen Mordfälle ein und seine alten Fähigkeiten als Rechtsmediziner sind gefragt. Die Arbeit erweist sich als schwierig, denn Henrik beginnt gerade sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und macht einen Entzug...