Rezension

*+* Mehr Sachbuch als Roman *+*

Die erste Frau - Wolfgang Ebert

Die erste Frau
von Wolfgang Ebert

*+ Mehr Sachbuch als Roman +*

Inhaltsangabe:
Sie ist die einzige Frau unter 114 stinkenden, fluchenden, onanierenden und leidenden Männern an Bord des Dreimasters Ètoile. 1767 wagt Jeanne Baret die Reise ins Ungewisse und umsegelt als erste Frau die Welt. Sie erlebt das Abenteuer ihres Lebens und ist dabei ständig in Gefahr, entdeckt zu werden: denn sie verkleidet sich als Mann. Zwei Jahre fährt sie durch die Hölle und landet im Paradies. Der historische Roman Die erste Frau (456 Seiten, 19,95 €) von Wolfgang Ebert entführt in die Zeit der großen Entdeckungen. Die Tochter von Leibeigenen arbeitet sich mit großer Zähigkeit hoch. Sie wird Gärtnerin, darauf Assistentin und Geliebte des Naturforschers Philibert Commerson, durch den sie mit den führenden Köpfen der Aufklärung zusammenkommt. Sie nimmt schließlich mit ihm unter dem Pseudonym Jean Bonnefoy an einer wissenschaftlichen Expedition teil. Unter dem Kommando von Louis-Antoine de Bougainville macht sich eine französische Flotte auf die Suche nach dem legendären Südland und erforscht nach der Höllenfahrt um Kap Horn die Südsee. Jeanne übersteht Stürme, brutale Überfälle, Hungersnöte und begegnet dem »Edlen Wilden«, - dabei entdeckt sie auch die Exotik und Faszination einer neuen Welt. Die Botanikerin verlässt das absolutistisch regierte Königreich des ancien régime. Als sie zurückkommt, gerät sie in den Sog der Französischen Revolution und folgt dem Demagogen Camille Desmoulins, dessen Ruf »Zu den Waffen« das Volk aufputscht. Am Ende ihres Lebens vor die Frage gestellt, ob sie all die Gefahren noch einmal auf sich nehmen würde, antwortet Jeanne: „Gewiss doch! Meine Welt war so eng, nun ist sie unendlich weit geworden.“ (Quelle: lovelybooks.de)

Das Cover:
Ein in weißer Farbe skizziertes Schiff fährt auf dem Meer. Im Vordergrund sieht man den Zweig einer tropischen Pflanze.

Meine Meinung:
Zu Beginn war ich völlig begeistert von diesem Roman. Abwechselnd wird das Leben der Jeanne Baret aus ihren Kinder- und Jugendtagen und von ihrer Zeit auf dem Schiff Etoile geschildert. Die ersten Jahre der Frau waren alles andere als ein Zuckerschlecken. Als sie durch Zufall mit der Botanik in Berührung kam, begann ihr Leben erst wirklich. Diese Passagen waren ebenso wie die ersten Schilderungen über die Schiffsfahrt für meinen Geschmack sehr interessant geschildert. Ein wenig konnte ich mich mit der jungen Frau identifizieren und ich war sehr gespannt, was sie mit ihrem Begleiter Phile auf der langen Reise alles erleben würde. Da die beiden nur mitgefahren sind, um die fremden Pflanzenwelten zu erforschen und festzuhalten, freute ich mich sehr über ein botanisches Feuerwerk auf den nächsten vielen Seiten. Leider wurde ich sehr enttäuscht. Der Erzählstrang aus Jeannes Leben vor der Schiffsfahrt endete ziemlich bald. Somit wurde ich dann überschüttet mit den Berichten über die Sitten und Gepflogenheiten an Deck eines Schiffes. Umgangston und Hackordnung hatte ich schon sehr schnell verstanden, sodass ich diesen Abschnitt schon bald nicht mehr sehr interessant fand. Also freute ich mich auf die Exkursionen von Phile und der zum Jean umgewandelten Jeanne. Leider wurden diese Ausflüge in die Pflanzenwelten sehr knapp gehalten, auch die Aufbereitung und Konservierung der Funde wurden sehr stiefmütterlich behandelt. Ausführlichst berichtet der Autor hingegen von der politischen Situation sowie den sozialen Gepflogenheiten der Anlege-Stellen der Etoile.
Der anfängliche zarte und emotionale Schreibstil des Buches wich zunehmend einer Aneinanderreihung von Fakten. Ein gefundenes Fressen für alle historisch interessierten Leser, aber nicht für mich. Ich hatte bei dem Titel „Die erste Frau“ erwartet, dass der Roman, der eher ein Sachbuch ist, diese Frau und ihre Beiträge zur Botanik im Vordergrund stehen und nicht wie es zu dieser Zeit in Tahiti aussieht oder wie das Leben der „Edlen Wilden“ aussieht.

Mein Fazit:
Leider gab es recht schnell einen Stilbruch zu Ungunsten der Hauptperson und der Stimmung des Buches. Ich vergebe 2 Sterne.

Infos zum Buch:
„Die erste Frau“ von Wolfgang Ebert ist unter der ISBN-Nr. 9783831204014 im Komplett-Media-Verlag erschienen. Es umfasst 448 Seiten und ist auch als eBook verfügbar.