Rezension

Melancholisch-schön

Allee der Kosmonauten - Anne Krüger

Allee der Kosmonauten
von Anne Krüger

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Meinung:
Die Hauptfigur in Anne Krügers Roman „Allee der Kosmonauten“, Mathilda Unterwasser, kann man nicht gerade als einfachen Charakter bezeichnen. Obwohl sie eigentlich überhaupt nichts Schlimmes macht, erweckt sie doch den Eindruck anders zu sein - nicht in ein klassisches Schema zu passen. Aber ist das wirklich so selten oder gar schlimm? In unserer schnelllebigen, karrieregesteuerten Welt sind Träumer und Menschen, die sich mit Entscheidungen schwer tun nicht gern gesehen, werden belächelt und in die Außenseiterecke gestellt. Schade eigentlich. 
Mathilda versinkt immer wieder in ihrer kosmischen Traumwelt und in Erinnerungen an ihre Kindheit. Viele Dinge wurden nie ausgesprochen und haben sich in ihrem Inneren, auf vielleicht falsche Weise, festgesetzt und kommen zeitweise an die Oberfläche. Ihr abgebrochenes Studium, die distanzierte Familie, relativ oberflächliche Freundschaften, der Verlust ihres „Traummannes“  und der Job an der Supermarktkasse sind da auch nicht gerade hilfreiche Begleiter. 
Noch dazu dieser ständige Regen, das trübe Wetter, das sich durch die ganze Geschichte zieht. Wobei hier teilweise der Eindruck entsteht, dass Mathilda sich diese Wetterlage zum Verbündeten macht.
—-„Zu Beginn der zweiten Januarwoche taute der Schnee und hinterließ auf den Straßen, Wegen, Fensterbrettern und Balkonbrüstungen eine graue klebrige Suppe. Die Gesichter der Menschen erzählten Geschichten von Trübsinn und Traurigkeit. Ich liebte den Januar“—-
Zitat S. 281
Als Leser sollte man sich von jeglichen Erwartungen an dieses Buch verabschieden und sich einfach treiben und überraschen lassen - ansonsten könnte man in Mathildas Welt, in ihrem Grau, verloren gehen. Es ist nicht immer einfach sie zu verstehen und ihre Gefühle und Handlungen nachvollziehen zu können, aber es macht dennoch Spaß sich in ihre Lage zu versetzen und sie auf ihrem Weg, der bisweilen etwas länger ist, zu begleiten.
Fazit:
Eine melancholische Geschichte um vermeintlich verpasste Chancen, falsche Erwartungen ans Leben die Liebe und sich selbst. Vom Loslassen und Neuanfangen.