Rezension

Michael Tsokos räumt mit 40 Irrglauben auf

Sind Tote immer leichenblass? - Michael Tsokos

Sind Tote immer leichenblass?
von Michael Tsokos

Bewertet mit 4 Sternen

Es gibt sie, die Irrtümer, die dem fleißigen Krimigucker untergejubelt werden.
Realität und ihre Fiktion, die der Fantasie von Autoren und Drehbuchschreibern entstammen.

Michael Tsokos, Experte auf dem Gebiet der Forensik und Professor für Rechtsmedizin, räumt mit diesem kleinen Buch mit 40 Irrtümern von ihnen auf.

Wer viel Krimis und Thriller sieht, in denen die Protagonisten auch Rechtsmediziner sind, ist sicher schon auf das ein oder andere gestoßen, ohne zu bemerken, dass es mit der Realität nichts zu tun hat.
Selbst ich kenne die Szene aus dem Film "Das Schweigen der Lämmer", in dem sich vor der Obduktion alle Beteiligten Mentholsalbe unter die Nase streichen. Für den Laien eine völlig verständliche Handhabung, die jedoch im wirklichen Leben und bei realen Obduktionen niemals angewendet werden.
Michael Tsokos erklärt hier, warum nicht nur er persönlich die Methode nicht anwendet, sondern auch, warum sie generell nicht angewendet wird.

Gleich zu Beginn des Buches klärt er erst einmal auf, was ein Rechtsmediziner ist, welcher Weg eingeschlagen werden muss, um überhaupt einer zu werden. 
Des Weiteren zeigt er den Unterschied zwischen Rechtsmediziner und Pathologen auf. Bis dato war auch für mich das ein und dasselbe.

In einigen Filmen oder Krimiserien sieht man, wie die ermittelnden Beamten plötzlich im Obduktionssaal erscheinen, dort gegessen und getrunken wird oder auch der Tote mal eben ein paar Tage auf dem Untersuchungstisch, nur mit einem Tuch abgedeckt, liegen bleibt.
Mit all diesen Klischees räumt der Autor hier auf. Er erklärt sachlich, warum bestimmte Dinge der Fantasie der Autoren entsprungen sind und diese niemals Realität sein können.
Auch räumt er mit Vorstellungen auf, die zumindest in meinem Kopf keine Rolle gespielt hätten. 

Als Leser erfährt man auch einige interessante Dinge, die einem nicht so bewusst waren. 
Wachsen nach dem Tod die Haare und die Fingernägel weiter oder kann man dem Gesicht eines Toten ansehen, ob er einen ruhigen Tod hatte? Ist Leichengift hochinfektiös und wie genau kann der Todeszeitpunkt bestimmt werden?

Auch rechnet Michael Tsokos mit den diversen Krimiserien ab, in denen beispielsweise ein Rechtsmediziner allein nicht nur die Todesursache ermittelt, sondern obendrein auch noch den Mörder findet.
Es stehen den genannten Beispielen Realität und Fiktion gegenüber.

Dieses Buch klärte mich nicht nur über die diversen Irrtümer der Rechtsmedizin auf, es unterhielt mich auch.
Zum einen wurde es mit Karikaturen versehen, die zum jeweiligen Thema passen. Zum anderen gab es tatsächlich auch Momente, in denen ich schmunzeln musste, zumindest als es um die Macken der Rechtsmediziner ging. Die Macke des Autoren selber ist echt nicht zu verachten, ich konnte mir ein breites Grinsen definitiv nicht verkneifen.

Mit seinen 183 Seiten hat man das Buch recht schnell durchgelesen. Ich fühlte mich im Anschluss gut unterhalten und konnte auch für mich einige kleine Irrtümer richtig stellen. Andere bestätigten nur, was ich schon vermutet hatte.

Das Buch ist unterteilt in 40 Kapitel, die die 40 Irrtümer wiederspiegeln. Kurz und verständlich erklärt der Autor die Irrtümer, was daran falsch ist und wie die Realität aussieht.

Ein Buch mit Informations- und Unterhaltungswert.