Rezension

Mir hat's sehr gut gefallen!

Liebe Mrs. Bird - A. J. Pearce

Liebe Mrs. Bird
von A. J. Pearce

Bewertet mit 5 Sternen

London im Bombenhagel – und doch geht 1941 das Leben weiter...​

Emmy sieht sich am Ziel ihrer Wünsche, als sie 1941 eine Stelle beim Evening Chronicle bekommt:  ihrer Karriere als Kriegsberichterstatterin kann eigentlich nichts mehr im Weg stehen... Die Stelle erweist sich jedoch als ein Sekretärinnen-Job bei Mrs. Bird, der „Kummerkastentante“ einer Frauenzeitschrift, die auch schon Tage mit höherer Auflage erlebt hat. Und Mrs. Bird hat sehr eigenwillige Vorstellungen der Leserbriefe, die sie beantworten möchte, alle Briefe, sie sie als anstößig, inakzeptabel oder unerquicklich definiert, müssen geschreddert in den Papierkorb! Auch dürfen bestimmte Worte nicht in den Briefen erscheinen: „A-C: Affäre, amourös, atemlos, Bett, Bettjäckchen, Berlin... Die Liste war ellenlang. Wenn man las, wie Mrs. Bird moralische Verderbtheit umriss, konnten Sodom und Gomorrha einpacken.“ (S. 60) „Mrs. Bird sagte, sie musste diese Art von Unerquicklichkeiten 1911 nicht beantworten und sie hat nicht die Absicht, es jetzt zu tun“ (S. 63) wird Emmy bei der Einarbeitung erklärt.

Aber Emmy hat Mitleid mit den jungen Frauen, die Mrs. Bird um Rat fragen, sie sieht die Angst, Einsamkeit oder Verzweiflung dahinter... und beginnt deshalb, den Frauen selbst zu antworten und unterschreibt die Briefe als Mrs. Bird.

Gleichzeitig arbeitet Emmy nachts seit Beginn des Blitzkriegs als Freiwillige bei der Hilfsfeuerwehr, dort ist auch William, der Freund / Verlobte ihrer besten Freundin Bunty, tätig. Mit Bunty lebt Emmy auch zusammen in einer Wohnung, die deren Großmutter gehört. „Bei einem Luftangriff war es ein irrwitziger Spurt in den Anderson-Bunker im Garten, aber inzwischen waren wir daran gewöhnt und machten uns keine überflüssigen Sorgen.“ (S. 14)

Aber mehr will ich hier zum Inhalt nicht verraten...

AJ Pearce hat in ihrem Debütroman facettenreich den Londoner Alltag im Jahr 1941 beschrieben:  die Angst vor den deutschen Bomben und den Umgang damit, die Rationierungen, die Sorgen um die Männer im Krieg – aber auch das ganz alltägliche Leben: trotz allem gehen Emmy und Bunty aus, besuchen Kinos und Tanzveranstaltungen, träumen von hübschen Kleidern, verlieben sich...

Freude, Liebe und Trauer liegen – wie so oft – eng beieinander, wir als Leserinnen sind schnell mitten im Geschehen und nehmen regen Anteil und werden Teil dieser Gemeinschaft. Wir schmunzeln, lächeln, staunen, erschrecken, trauern und weinen (ja, es gibt eine Stelle in diesem Buch, bei der mir die Tränen kamen) ... Aber es ist kein wirklich trauriges Buch, ich habe es eher als sehr lebensbejahend – trotz der widrigen Umstände – erlebt. Ich kann mich nur Annie Barrows, der Autorin von „Deine Juliet“, anschließen, die hinten auf dem Buchumschlag zitiert wird: „Eine rundum perfekte Geschichte“.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, die Kapiteleinteilung perfekt. Die Protagonisten waren mir zum allergrößten Teil sympathisch.

Dieser Roman hat mich nachhaltig beeindruckt, ich hoffe auf weitere Bücher dieser Autorin – deshalb gibt es von mir eine absolute und klare Leseempfehlung!