Rezension

Mit einem Augenzwinkern

Die Leute von Salow
von Jurij Brezan

Vielleicht sind die Ereignisse mittlerweile von vielen anderen Geschehnissen verdrängt worden, aber an die Zeit der Wiedervereinigung und des „Ausverkaufs“ ostdeutscher Gebiete sollte man hin und wieder erinnern. Jurij Brězan (1916 - 2006) erzählt, wie die Historie mit der kleinen dörflichen Gemeinde Salow umgegangen ist und wie die Einwohner auf die jeweils Regierenden reagiert haben, unter Führung eines pfiffigen Dorfschulzen.

Auf eine hintergründig humorvolle Weise schildert der Autor die aktuelle Situation zu Beginn der 90er Jahre in der Ortschaft, die in seiner sorbischen Heimat liegt. Die Salower haben sich nach der Wende eingerichtet und verwenden das Schloss und Gemeindegut zu aller Nutz und Frommen. Doch Berlin hat andere Pläne und schickt Maria Maader als Abgeordnete der Gesellschaft BAAAL (Befugte Anstalt für Ab- und Auflösungen), um die Ländereien und das Schloss der ehemaligen DDR an neue Investoren zu verkaufen. Zum Glück für die Mitbürger verfügt Franska über Köpfchen und Ideen und entwickelt gemeinsam mit einigen Dorfbewohnern einen Plan …

Liebevoll augenzwinkernd zeichnet Brězan seine Helden, die dem Leser durchaus lebendig vor Augen erstehen: Da ist die energische Maria Maader, die ihren Auftrag erfüllen will, und ihre Gegenspieler, der schlaue Schulze Franska, der Chronist Bossak, der attraktive Oberforstmeister Hajnik   -  alles ganz individuelle, manchmal etwas verschrobene Charaktere.

Brězan überspielt den bitteren Ernst der Tatsachen jener Jahre nicht, er überspitzt jedoch die Situation und stellt sie satirisch dar. Und bei allem Kampfeseifer der handelnden Personen bleiben sie doch menschlich und liebenswert.