Rezension

Mit einer der schönsten Sterne am Fantasyhimmel

Der dunkle Kuss der Sterne - Nina Blazon

Der dunkle Kuss der Sterne
von Nina Blazon

Bewertet mit 5 Sternen

Bis jetzt schaffte es Nina Blazon mich immer mit ihren Büchern, die wie pure Magie sind, in ihren Bann zu ziehen, mich zu verzaubern. Als bekannt wurde, dass sie ein weiteres Buch veröffentlicht war für mich, als Fan ihrer Geschichten klar, dass ich das Buch unbedingt lesen muss - dass ich wieder in eine Welt geschaffen von dieser Autorin eintauchen will.
Auch dieses Mal enttäuschte mich Nina Blazon nicht mit ihren fantastischen Ideen, ganz im Gegenteil; sie überstieg meine sowieso schon hohen Erwartungen um ein Weites.

>>Es gibt viel zu erzählen über meine Vorfahren, denn ich stamme aus der ältesten der fünf großen Familien Ghans. Bevor die anderen Familien zugewandert waren, hatte die Wüste uns allein gehört.<< (S.8)

Canda ist eine junge Frau, die in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, die nur auf Gaben und Schönheit Wert legt und Träume verbietet. Sie ist der Meinung, die Welt allein durch ihre Bücher zu kennen und weiß eigentlich gar nicht, wie es in der Außenwelt um sie herum wirklich aussieht. Denn dem hohen Stand ihrer Familie verdankt sie es, dass sie noch nie außerhalb ihrer vier Wände war und noch nie richtig gelebt hat, Tatsachen, die Canda jedoch bis jetzt nie gestört haben, da sie es nicht anders kennt. Als "Stadtprinzessin" erscheint sie dem Leser zu Anfang ziemlich verzogen, naiv und unerfahren, doch als sie bemerkt, wie es wirklich um sie steht ändert sich auch ihre Haltung der Welt gegenüber.

>>Bisher hatte ich mich geborgen gefühlt in meiner Stadt, meiner Familie mit all den Regeln, die mich einhüllten wie ein sicherer Kokon, aber jetzt hatte ich das Gefühl, unter Verrückten zu sein.<< (S.59)

Denn in der Nacht vor ihrer offiziellen Verbindung mit Tian verliert Canda nicht nur ihre wertvollste Gabe: ihren Glanz, sondern auch ihr ganzes Leben in Form von Tian. Als sie sich zusammen mit dem dubiosen und geheimnisvollen Sklaven Amad auf die Suche nach ihrem Versprochenem macht, muss die ehemalige "Stadtprinzessin" erkennen, dass es noch so viel mehr außer Schönheit und Gaben im Leben gibt. Auf der Suche nach Tian findet Canda sich selbst wieder und lernt, was es bedeutet zu leben, zu fühlen und zu lieben.

>>Es war mein Gesicht... irgendwie. Und auch wieder nicht. Das Mädchen im Spiegel sah zwar genauso aus wie Canda Moreno - aber sie war es nicht.<< (S.25)

Amad ist durch seine kühle und überlegte Art das genaue Gegenteil von Canda. Er ist klug und wirkt sehr distanziert in Bezug auf andere Menschen, eben ein echter Überlebenskünstler. Man merkt direkt, dass Amad kein einfaches Leben hinter sich hat, dass die Vergangenheit Spuren hinterlassen hat und, dass er etwas verheimlicht. Immer wieder merkt der Leser, dass Amad mehr weiß, als er eigentlich zugibt zu wissen. Doch auch der geheimnisvolle Sklave verändert sich im Laufe der Geschichte zu einer Person, von der man nicht dachte, dass sie in ihm steckt.

>>"Früher liebte ich die Sterne", antwortete Amadar. "Sie sind schon lange erloschen. Aber bis dahin... waren sie frei."<< (S.141)

Die Welt, die die Autorin mit ihren Worten geschaffen hat, ist auch dieses Mal einfach fantastisch, voller Magie, Geheimnisse und Überraschungen. Nina Blazon entführt den Leser in eine andere Welt, die den Leser mit Freuden aufnimmt und ihn nie wieder hergeben möchte. Egal, ob Canda und Amad zusammen durch die Wüste gewandert sind, durch Schluchten geritten sind, oder mit einem Boot über das Meer gefahren sind, ich war immer mit dabei und habe alle Eindrücke so begierig aufgezogen, wie ein Schwamm das Wasser.

Wie immer überraschte Nina Blazon mich mit einer genialen Verknüpfung von Fragen und Antworten, Geheimnissen und Umständen. Es ist wirklich faszinierend wie gut alles zum Schluss zusammenpasst - wie ein Puzzle, das erst dann vollständig ist, wenn alle Teile an ihrem Platz liegen. So wird während dem Lesen eine so große Spannung aufgebaut,so dass man als Leser gar nicht erst die Möglichkeit bekommt, das Buch aus den Hände zu legen. Immer wenn man denkt, dass jetzt eigentlich alle Fragen beantwortet sein müssten und man sich endlich in dem Gewirr aus Ideen glaubt zurecht zu finden, dann kommt die Autorin mit neuen Ideen um die Ecke, so dass man mit seinen eigenen Überlegungen und Vermutungen wieder ganz am Anfang steht.

Ich wünschte, das Buch wäre noch nicht zu Ende, hätte mich noch in den Fängen seiner fantastischen Welt voller Magie, Geheimnissen und Liebe. Der Klang, der nachhallt, wenn man das Buch ein letztes Mal zuklappt ist wehmütig und lässt den Leser mit seinen ganz eigenen Gefühlen und Emotionen zurück. Für mich ein eindeutiger Beweis, dass Nina Blazon es mal wieder geschafft hat, mich unglaublich zu beeindrucken und mich hoffen lässt, noch weitere so genial fantastische Geschichten von ihr lesen zu dürfen.