Rezension

Mit kritischem Blick lesen

Unheilige Heilige - Nadia Bolz-Weber

Unheilige Heilige
von Nadia Bolz-Weber

Bewertet mit 3 Sternen

"...Ich halte den Glauben (im Sinne einer intellektuellen Zustimmung zu einer Liste theologischer Aussagen) nicht, wie viele Leute es tun, für den Kern des Christentums..."

 

Das Buch lässt mich ziemlich zwiegespalten zurück. Dementsprechend schwierig war das Schreiben der Rezension.

Die Autorin ist Gründungspastorin von „House for all Sinners und Saints“. Dementsprechend erzählt sie Geschichten, die sie im Alltag erlebt hat. Das Buch enthält 19 Erzählungen, ein Interview und ein Wort an die Leser.

Es gibt Geschichten, die mich tief berührt haben. So geht es in der ersten Erzählung um die menschliche Unvollkommenheit. Bild dafür ist eine Kerze, die aus Resten geformt wurde und dann neu erstrahlt. Auch die zweiten Erzählung, wo sie berichtet, wie eine Mann sie als Halt und Segen empfunden hat, trotz dass sie zu ihm ein distanziertes Verhältnis hatte, fand ich bewegend. Fragen von Leben und Tod, Vergebung und Gnade werden behutsam dargestellt.

Manche der Geschichten beginnen mit einem Bibelzitat. Mehrmals werden diese Zitate von ihr recht eigenwillig interpretiert. Das ist für mich nicht immer nachvollziehbar. Dabei negiert sie stellenweise konkrete Aussagen.

Einigen Geschichten ist anzumerken, dass sie sich in Amerika abspielen. Trotz aller aktuellen Probleme kann ich mir nicht vorstellen, dass in Europa ein Geistlicher mit Pistole in den Gottesdienst geht. Auch die relativ starre Liturgie an einigen Feiertagen verwundert mich, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass sich die Autorin zu ähnlichen Vorgängen in anderen Kirchen kritisch äußert. Sie stellt mehrmals wieder Unterschiede in den Mittelpunkt. Hinweise auf Gemeinsamkeiten dagegen vermisse ich.

Die Autorin hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, die sie ab und an thematisiert. Das zeigt sich auch in ihrem Schreibstil. Hier fallen durchaus Worte, die ich sonst in christlicher Literatur nicht kenne.

Obiges Zitat stammt aus dem Interview der Autorin mit Lektoren vom Verlag Convergent Books. In diesem Fall bin ich völlig anderer Meinung und frage mich, wer die Zielgruppe des Buches ist.

Das Cover weckt Interesse.