Rezension

Mitten in Deutschland, jeden Tag - eine augenöffnende Comic-Reportage

Im Land der Frühaufsteher - Paula Bulling

Im Land der Frühaufsteher
von Paula Bulling

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein sensibles Thema, welches in der Öffentlichkeit nicht stattfindet, dennoch aber eigentlich jeden von uns interessieren sollte: Asylanten in Deutschland.
In der ungewöhnlichen Form einer Graphic Novel berichtet uns Paula Bulling vom Alltag einiger Asylanten im sogenannten ‘Land der Frühaufsteher’ – Sachsen-Anhalt.
Isoliert von jeglichem sozialen Kontakt leben die Asyl-Suchenden in einem Heim außerhalb der Stadt. Da ist es schon ein Ereignis, wenn eine junge Frau vorbeikommt um sich über ihren Alltag zu informieren, um daraus eine Comic-Reportage zu machen. Noch besser, wenn sie mit Wochenend-Ticket angereist ist und so ein paar Leute mit ihr in die Stadt fahren können, um zumindest einen Hauch von Sozialisation zu bekommen.

Durchgehend in einem blaugrauen Farbton gemalt, tragen die groben Zeichnungen eine unglaubliche Intensität in sich. Die Ungewissheit, die Resignation der Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen aus ihren Ländern geflohen sind, um in Deutschland ein besseres Leben zu finden, leben in den Heimen wie in Gefängnissen mit offenen Türen. Theoretisch können sie nach draußen gehen, aber wohin, wenn das Erreichen der nächsten Stadt mit einem stundenlangen Marsch verbunden ist.

Was die Presse nicht leistet, über soziale, politische Themen zu berichten – die ungewisse Situation von Menschen, die quasi neben uns wohnen, allerdings isoliert, abgeschirmt – in die Öffentlichkeit zu bringen, versucht Paula Bulling hier auf dem Weg der Comic-Reportage und es gelingt ihr auf sehr beeindruckende Weise. Nicht umsonst hat dieser Band so gute Besprechungen erfahren. Zu Recht, zu Recht!

Eines der vielen vielen Beispiele also, die die immer noch warmgehaltene Meinung, dass Comics nur für Kinder sind, widerlegen.