Rezension

Mord am Final Table

Dead Man's Hand - Nina Weber

Dead Man's Hand
von Nina Weber

Pokerspieler werden mit diesem Titel etwas anfangen können und gleich die richtigen Karten dafür im Kopf haben.
Ich habe mich noch nie für Poker interessiert und konnte mir deshalb auch nicht vorstellen, dass ich einen ganzen Krimi darüber lesen mag. Die Autorin Nina Weber hat mich eines Besseren belehrt.

Ihr Roman spielt in einem relativ kurzen Zeitraum während der Endphase eines Pokerturniers in einem Hamburger Nobelhotel. Nur an zwei Tischen wird noch gespielt und es ist nur noch eine Frage weniger Partien, bis sich die letzten Spieler am Final Table treffen werden.  Mit dabei Sara, eine junge Schutzpolizistin, die noch relativ unerfahren mit einigen Berühmtheiten der internationalen Pokerszene am Tisch sitzt. Ihr Ehrgeiz hat sie soweit gebracht, wie sie es selbst kaum erwartet hätte. Und sie will mehr, nicht nur am Pokertisch. Auch beruflich hätte sie sich lieber bei der Kripo gesehen.
In dieser Phase des Turniers kippt plötzlicher einer der Top-Favoriten, Joel Dixon, vom Stuhl und Sara beginnt sofort mit der Wiederbelebung. Der Notarzt trifft ein, kann aber nichts mehr ausrichten. Er attestiert auf den ersten Blick einen Herzinfarkt und mit diesem Status wird der Leichnam in die Rechtsmedizin überführt. Aber – es ist Wochenende und somit wird sich bei dieser Angabe des Notarztes auch niemand vor Montag darum kümmern.
Sara aber ist fast vom ersten Moment überzeugt davon, dass diese Diagnose nicht zutrifft und versucht, die ebenfalls im Hotel eingetroffenen Kollegen davon zu überzeugen, die Kripo einzuschalten. Aber sie wird nur mehr oder weniger belächelt. So beginnt ein fatales Spiel, nicht nur am Final Table. Sara setzt alles daran, jede einzelne Person am Tisch zu beobachten, zu befragen und versichert sich in einer Pause sogar der Mithilfe eines Bekannten, den sie anruft und ins Hotel bestellt. Sie muss sich aber trotzdem auch voll auf ihr Spiel konzentrieren, denn sie will keinesfalls aus dem Turnier ausscheiden und damit nicht nur ein sehr hohes Preisgeld verlieren, sondern auch die Möglichkeit, den Teilnehmern in der Runde auf den Zahn zu fühlen.

Obwohl mir das Thema anfangs sehr fremd war, habe ich diesen Roman mit sehr großem Vergnügen gelesen. Die teils sehr detaillierte Beschreibung der Partien und Spielzüge, die Überlegungen, die Sara anstellt, um das Blatt ihrer jeweiligen Gegenspieler zu erraten, haben mich einerseits nicht interessiert, andererseits aber auch ungeheuer fasziniert. Die Erklärung am Ende des Buches über eine Partie Texas Hold’em habe ich auch wirklich erst nach dem Ende Romans gelesen und festgestellt, dass sich mir die meisten Informationen  aus den Überlegungen Saras bereit erschlossen hatten. Gleiches gilt für das Glossar, dass auf wenigen Seiten die wichtigsten Begriffe dieses Spiels erläutert. Nützlich für die absoluten Laien sind die beiden Anhänge aber schon.
Nina Weber hat einen Kriminalroman geschrieben, der trotz des für viele Leser ungewöhnlichen  Milieus ausgesprochen spannend daher kommt. Und der bei weitem nicht nur Pokerspielern oder solchen, die es werden wollen, ein pralles Lesevergnügen beschert. Auch Leser, die so wie ich, das Pokern ganz sicher nicht anfangen wollen, kommen hier trotzdem voll auf ihre Kosten und werden gut unterhalten. Dieses Buch empfehle ich gern weiter.