Rezension

Morden im Alter

Mord in Sunset Hall - Leonie Swann

Mord in Sunset Hall
von Leonie Swann

Zum Inhalt:
Eine Leiche im eigenen Schuppen von Sunset Hall, eine Leiche im Herrenhaus nebenan. Beides ältere Frauen, beide mit der gleichen Waffe getötet. Und doch ist etwas anders: Während sich die eigene Tote gut erklären lässt, bleibt die Nachbarin ein Rätsel für die unorthodoxe Hausgemeinschaft: Allesamt Senioren, die im Dienste ihrer Majestät gearbeitet haben - mal mehr, mal weniger geheim – und mit dem Ziel, nicht als Gemüse in einer Senioreneinrichtung zu versauern. Da genau dieses Ziel auf der Kippe steht, als die Polizei und die Tochter der eigenen Toten zu schnüffeln beginnen, besinnen sich die Bewohner Sunset Halls auf ihre alten Fähigkeiten, um den Mord im Nebenhaus aufzuklären.

Mein Eindruck:
Obwohl Leonie Swann ihrem Prinzip eines tierischen (Mit-)Ermittlers – hier die Schildkröte Hettie - treu bleibt, kommt der dadurch früher mitschwingende Humor in diesem Buch erst sehr spät zur Geltung. Das liegt zum einen daran, dass Hettie zwar einige Male die Truppe auf den richtigen Weg bringt; dieses passiert aber nonverbal und unbeabsichtigt. Zudem weist die Autorin gefühlt in jedem zweiten Satz auf die Gebrechlichkeit der Hauptperson Agnes hin (knackende Hüfte, alles übertönender Tinnitus), welches einem Grinsen ebenfalls abträglich ist. Vielleicht wollte sich Swann Sozialkritik im Umgang mit der älteren Generation auf die Fahnen schreiben und die furchtbaren Verhältnisse in Pflegeheimen anprangern, hat damit aber leider die Erwartungshaltung ihrer Leser enttäuscht. Glücklicherweise bekommt die Autorin irgendwann die Kurve, führt einen verfressenen, kleinen Enkelsohn ein und die unterschwellige Komik kommt doch noch zum Tragen. Außerdem verleiht sie ihren Figuren mehr Esprit, die im Dienst erlernten Fähigkeiten treten in den Vorder- und die Zipperlein in den Hintergrund.
Besonders gut ist das Buch an den Stellen, wenn die vermeintlich hilflosen Alten diese Idee in die Hirne ihrer Gegner pflanzen und sie damit übertölpeln. 
Am Schreibstil Swanns gibt es nichts zu kritisieren, die mordende Person ist zwar relativ schnell zu identifizieren, der Weg zur Entdeckung aber raffiniert erdacht.
Das Buch nimmt zum Schluss so viel Fahrt auf, dass man sich einen weiteren Band mit der Senioren-Truppe von Sunset Hall wünscht; eine Erkenntnis, die nach 100 Seiten des Buches in weiter Ferne lag.

Mein Fazit:
Nach einer zu ausgedehnten Ruhe am Beginn doch noch spritzig