Rezension

Motivierend zum Einstieg

Stark gegen Schmerzen -

Stark gegen Schmerzen
von Helge Riepenhof

Guter Überblick für Betroffene, sehr motivierend!

Der Sterne-Koch Holger Stromberg und der TV-Bewegungsdoc Dr. Helge Riepenhof haben hier ein frisches, optisch wunderbar gestaltetes Koch- und Bewegungs-Buch, „Die besten Rezepte und Übungen gegen Arthrose und Gelenkschmerzen“, vorgelegt, das vor allen Dingen Einsteigern in die Thematik einen guten Überblick verschafft, und auch allgemein leicht verständlich praktische Hilfe zur Selbsthilfe bietet.

Das Buch ähnelt im Prinzip anderen bekannten wie dem Buch „Starke Gelenke“ der NDR-Ernährungsdocs, Gestaltungs- und Farbkonzept sind mir hier aber noch ein bisschen sympathischer. Kleine Icons und Infokästen ergänzen die Erläuterungen um wertvolle Informationen und stören den Lesefluss nicht.

Für meine Bewertung habe ich das Buch in die vorhandenen vier Abschnitte (Ernährungsbasics, Rezepte, Trainingstheorie und praktische Übungen) aufgeteilt und die Einzelbewertungen dann miteinander addiert. So komme ich auf vier Sterne, obwohl ich ausgerechnet dem Rezeptteil nur drei Sterne geben konnte. Wer also hauptsächlich ein Kochbuch sucht, sollte genau schauen, ob ihm die Rezepte zusagen.

Zunächst das Positive: das Buch ist exzellent eingeteilt, übersichtlich gestaltet, medizinisch wohl auf dem neuesten Stand und hat den Schwerpunkt entsprechend bei vorwiegend pflanzlicher Ernährungsweise plus Bewegung als Mittel gegen die Gelenk-Beschwerden. In den „Ernährungsbasics bei Arthrose“ (Seite 7-43) wird sehr verständlich erläutert, weshalb „antientzündlich“ gegessen werden sollte, das Ganze mit praktischen Lebensmittellisten oder Artikeln wie „die Küche als Hausapotheke“ und vielen anderen Ratschlägen unterlegt. Es gibt außerdem noch Tipps zum Abnehmen, hier wird in erster Linie das Intervall-Fasten präferiert und in diversen Varianten vorgestellt.

Ab Seite 149 geht es um das von vielen gefürchtete Bewegungstraining, und vor allem hier besticht das Buch mit einem sehr motivierend und einfach dargebotenen Konzept: Einstieg mit Wirklich-nur-5-Minuten-Übungen, Beachtung individueller Ausgangspunkte durch verschiedene Schwierigkeitsgrade bei den Übungen, und insgesamt einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zum gesünderen Alltag, wie er wirklich für jeden machbar ist, auch für Ältere oder Sportmuffel.

Der für meinen persönlichen Geschmack schwächste Teil des Buches ist leider der Rezeptteil („Genuss ohne Reue“, Seite 45-147), der insgesamt (nur) 55 Rezepte (11 Frühstücke, 15 kleine Gerichte, 17 Hauptgerichte und 12mal Desserts und Kuchen) bietet und durchaus sehr ansprechend gestaltet und wahrscheinlich auch leicht nachzukochen ist.
Leider hindern mich am Testkochen vor der Bewertung die z.T. doch eher außergewöhnlichen Zutaten. Es sind zwar keine völlig exotischen Superfoods dabei, aber doch Zutaten wie „Farofa“, „Panko“ und diverse Male „Kaffir-Limettenblätter“ aus der asiatischen Küche, die ein genaues Nachkochen und damit die Umsetzung der neuen Ernährung m.E.für „Otto Normalköstler“ unnötig erschweren. Auch der mehrfache Gebrauch von Fertigprodukten wie Fertigpizzateig, Tortilla, Sonnenblumenhack usw. hatte ich von diesem Koch nicht erwartet. Ebenso gibt es entgegen der Empfehlung des Theorieteils dann doch wieder die Verwendung von Eiern, Hähnchenfleisch oder Buttermilch, was möglicherweise aus Entgegenkommen zu Mischköstler-Gewohnheiten passiert, mich aber deshalb stört, weil viel einfachere gesunde und sogar regionale Alternativen wie der gesunde Kohl, einfache Linsen oder regionale Gemüse wie Topinambur oder Schwarzwurzeln minimal bis gar nicht vertreten sind. Ob man Menschen, die sich mit pflanzlichem Essen anfreunden sollen, einen Gefallen tut, den Schokoladenpudding aus Avocados als „Raw Mousse au Chocolat“ zu bezeichnen, wage ich persönlich wegen der anderen Konsistenz auch zu bezweifeln – ich fürchte, es führt am Ende nur zur Bestätigung des Vorurteils, dass „veganes Essen eben nicht (genauso) schmeckt“.

Fazit: Mich persönlich als Betroffene hat das Buch trotz allem sehr motiviert, mich noch einmal näher mit meinen kleinen Ernährungssünden und vor allem meinem „Problemfeld Sport“ zu beschäftigen, es ist wunderbar gestaltet und sicher ein gutes Nachschlagewerk.

Auch wenn ich wahrscheinlich nur abgeändert daraus kochen werde (ich lege insbesondere auch Wert auf regionale Produkte), bin ich sehr froh dieses Buch jetzt im Schrank zu haben und kann es, vor allen Dingen als Einstiegslektüre, wirklich empfehlen.

Wer allerdings hauptsächlich ein Kochbuch sucht, könnte enttäuscht werden.

Dieses Buch habe ich dankenswerterweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.