Rezension

Na, bravo!

Sissi, Die Vampirjägerin - Claudia Kern

Sissi, Die Vampirjägerin
von Claudia Kern

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn Sissi auf Vampirjagd geht und Franzl seine Zähne zeigt, bleibt kaum eine Auge trocken!

Wer das berühmteste Kaiserpaar von Österreich nur aus Filmen oder Geschichtsbücher kennt, hat das dunkelste Geheimnis der Donaumonarchie noch nicht entdeckt. Das düstere Doppelleben des Kaiserpaars, in dem die reizende Kaiserin den Geschöpfen der Nacht das Grauen lehrt und der gutmütige Kaiser einer blutrünstigen Dynastie entstammt.
Als ich das Cover dieses Buches sah, konnte ich nicht widerstehen: das berühmte Sissi-Gemälde von Franz Xaver Winterhalter zeigt sich hier in seiner wahren Pracht: die Kaiserin in einem prunkvollem Kleid, majestätisch das Haupt geneigt und dazu die halbe Waffenkammer des österreichischen Heeres geschultert!

Sissi ist in diesem Werk nicht nur die angehende Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, sondern eine Vampirjägerin, die den habsburgerischen Blutsaugern das Fürchten lehren soll. Nur blöd, dass sie sich ausgerechnet in den Kaiser verliebt, der ihm wahrsten Sinne des Wortes von blauem Blut isst, und den sie ihrem Auftrag nach vernichten soll.

Obwohl die Idee, der Schreibstil und die ganze Geschichte höchst amüsant sind, orientiert sich gerade die erste Hälfte sehr stark an der bekannten Verfilmung mit Romy Schneider, die vor Romantik trieft und mit der viele von uns wohl vertraut sind. Problematisch war für mich, dass ich mich daher nur wenig auf die Handlung konzentrieren konnte, sondern ständig das Buch mit dem Film verglich. Es war schwierig, mich auf diese Version der Geschichte einzulassen, weil sie so rigoros dem Vorbild entspricht.

Rätselhaft bleibt für mich nach wie vor, ob es sich nun um eine Parodie des Films handeln soll oder es als „ernst“ gemeinter Vampirroman gedacht ist. Während ich mich zu Anfang zu stark an den Film gebunden fühlte, zeigt sich ab der Mitte des Buches eine rasante Vampirjagd, umgeben von historischen Fakten und umspielt von Slapstick-Elementen, die laufend für Erheiterung sorgen.

Wer über Anfangsschwierigkeiten hinwegsehen kann und sich durch einige Schwächen nicht verunsichern lässt, wird einen neuen Blick auf das alte Kaiserpaar gewinnen und sich - wenn auch nicht kaiserlich - aber doch recht amüsieren. Na, bravo!