Rezension

Nachdenklich stimmend, aber wunderschön!

Schnee im April - Aly Cha

Schnee im April
von Aly Cha

Bewertet mit 5 Sternen

Eine eiskalte Winternacht im Jahre 1969. Ein Schneesturm tobt. Eine junge Frau mit einem Kind auf dem Rücken schreitet durch die bitterkalten Strassen. Miho bringt ihre sechsjährige Tochter Yuki zu deren Grossmutter Asako. Asako, die bis zu dieser Stunde noch nicht einmal von der Existenz dieses Kindes etwas geahnt hatte. Asako bittet ihre Tochter zu bleiben, wenigstens über Nacht, bis der schreckliche Schneesturm vorüber ist, doch Miho will nicht. Kann nicht. Sie hat sich vor vielen, vielen Jahren geschworen, dieses Haus  nie wieder zu betreten. Miho geht. Sie verspricht wieder zu kommen, wenn die Kirschblüten blühen. Dann will sie mit Yuki nach Amerika reisen, einem besseren Leben entgegen. Asako kümmert sich liebevoll um die kleine Yuki, doch schon bald wird ihr klar, dass ihre Tochter nicht wiederkommen wird. 
1880 wird Michiko geboren auf einer kleinen abgelegenen Insel. Einer Insel, auf der die Menschen von der Fischerei leben. Menschen, die mit den alten Traditionen und dem uralten Aberglauben leben. Michiko ist der Liebling ihres Vaters, einem hart arbeitenden Fischer. Er ist immer besorgt um Michiko. Er liebt Michiko mehr als seine Frau und seine drei anderen Kinder. Als er bei einem rasch aufziehenden Unwetter auf See verunglückt, verkauft Michikos Mutter sie an eine fremde Frau, die sie in die grosse Stadt bringen wird, doch sie bereut ihre Tat sehr schnell - doch zu spät. 
Michiko fristet ihr elendes Dasein in einer Pension. Sie muss als Dienstmädchen arbeiten, erduldet Neid und Misshandlungen. Ein Lichtblick in ihrem Leben wird Kenzaburo sein, der Sohn eines Fürsten, der sich in der Pension in aller Ruhe seinem Studium widmen möchte. Sein Leben ist vorherbestimmt von seiner Familie. Doch Kenzaburo verliebt sich in Michiko. Er kauft sie frei. Sie wollen nach Amerika, weit weg von den alten Traditionen. Doch bis sich dieser Traum erfüllen kann, muss er erst einmal Geld verdienen. Er verdingt sich als Hafenarbeiter, wird erst von den anderen belächelt, kann sich jedoch durchbeissen. Er will für seine kleine Familie sorgen können, denn Michiko hat inzwischen ein kleines Mädchen zur Welt zur gebracht: Asako. Kenzaburo arbeitet sich im Hafen hoch. Seinem Vater wird schon bald Bericht erstattet über diesen fleissigen Arbeiter und so nimmt das Schicksal seinen weiteren Lauf. 

Aly Chas "Schnee im April" ist ein sehr leiser Roman. Ein Roman, der jedoch mit jedem Wort aus der Masse heraussticht. Ich möchte sogar behaupten, dass dieser aussergewöhnliche Roman eine kleine Sensation ist. Der Leser gewinnt auf sehr einfühlsame Art und Weise einen Einblick in alte japanische Traditionen und Wertvorstellungen. Die Frauen im Roman schaffen es immer wieder ihre Würde zu bewahren, auch wenn sie ein noch so schweres Schicksal zu ertragen haben. Ein Roman, wunderschön erzählt, sehr poetisch. Ein Roman, der leise begeistert und doch auch sehr nachdenklich stimmt.