Rezension

Nachkriegsberlin

Der Petticoat-Mörder - Leonard Bell

Der Petticoat-Mörder
von Leonard Bell

Bewertet mit 4 Sternen

1958 - Fred Lemke, ehemaliger Laternenanzünder,  ist ganz neu bei der Berliner Kriminalpolizei und noch recht unerfahren - nicht nur, was Kriminalfälle angeht.

Als am Ufer des Fennsees eine männliche Leiche gefunden wird, werden Fred Lemke und ein älterer Kollege mit dem Fall betraut. Der Kollege hat aber wenig Interesse, den Fall korrekt zu untersuchen. Ihm geht es offenbar darum, den Fall möglichst schnell zu den Akten legen zu können. Doch Fred Lemkes Spürsinn ist geweckt und so recherchiert er auch gegen den Willen seines Kollegen weiter. Ihm zur Seite gestellt wird die geheimnisvolle und äußerst selbstbewusste Baronesse Ellen von Stain, die viele Freiheiten innerhalb der Kriminalpolizei zu genießen scheint. Da der Tote eine Geliebte hatte, gerät zunächst diese unter Verdacht. Doch auch die betrogene Ehefrau und sogar die Haushälterin des Opfers sind verdächtig. Lemke gräbt tiefer und stößt auf die NS-Vergangenheit des Toten. Doch damit macht er sich nicht nur bei seinen Vorgesetzten äußerst unbeliebt, die wohl lieber den Fall mitsamt NS-Verstrickungen möglichst schnell unter den Teppich kehren möchten.

 

Das Nachkriegsberlin der späten 50er Jahre bildet eine interessante Kulisse für die spannend erzählte Handlung. Fred Lemke, der zu Beginn noch etwas naiv und unerfahren wirkt, emanzipiert sich zusehends. Seinen Werdegang zum ernstzunehmenden Polizisten verfolgt man interessiert mit, gerne auch mit kleineren Abschweifungen in sein Privatleben. Schade, dass er am Ende so schnell klein beigibt. Aber laut Verlagsinformation handelt es sich ja um seinen ersten Fall, sodass er sich ja hoffentlich bald in einem weiteren Band beweisen darf.