Rezension

Neblig, mysteriös und unheimlich spannend

Dünengrab - Sven Koch

Dünengrab
von Sven Koch

Bewertet mit 5 Sternen

Femke Folkmer leitet bereits seit einigen Jahren die Polizeistation in Werlesiel, einem kleinen Ort an der Nordseeküste. Normalerweise geht es in ihrem beruflichen Alltag eher geruhsam zu. Als in einer nebligen Juninacht die 19-jährige Vikki Rickmers unter mysteriösen Umständen das letzte Mal gesehen wird, hat Femke sofort ein ungutes Gefühl. Trotz eingeleiteter Suche fehlt jede Spur von der jungen Frau. Femkes Team erhält unerwartet Unterstützung von Tjark Wolf, einem angesehenen Ermittler der Kriminalpolizei. Doch auch er findet keinen Hinweis darauf, was mit Vikki geschehen sein könnte. Stattdessen werden am Strand verscharrte Leichen entdeckt. Ein Serienmörder scheint schon lange unentdeckt sein Unwesen in dem kleinen Küstenort zu treiben. Der Verdacht liegt nahe, dass auch Vikki in seiner Gewalt ist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt....

Der Seenebel, der auf dem Cover zu sehen ist, stimmt bereits auf die Handlung ein. Denn schon im ersten Satz wird man mit dem undurchdringlichen Nebel konfrontiert, der langsam auf den Ort zukriecht. Unzählige Gruselgeschichten ranken sich um dieses Naturschauspiel, das schon manchen Urlauber überrascht und in die tödliche Irre geleitet hat. Denn in dem dichten Nebel, der sich wie ein Tuch über den Ort legt, sieht man die Hand vor Augen nicht und so kann man leicht ein Opfer der See werden. Unheimliches geht in dieser Nacht vor - die Nacht, in der Vikki Rickmers spurlos verschwindet. Sven Koch gelingt es hervorragend, die neblige und unheimliche Atmosphäre zu beschreiben, sodass man bereits nach wenigen Seiten keine Chance mehr hat, sich der unterschwelligen Spannung und Faszination, die das Gelesene auslöst, zu entziehen.

Der kleine Küstenort ist so authentisch beschrieben, dass man förmlich den Wind auf der Haut spüren und das Kreischen der Möwen hören kann. Für die Region typische Namen und Redewendungen unterstützen das Gefühl, direkt am Handlungsort zu sein. Einen friesischen, bzw. plattdeutschen Regionalkrimi braucht man allerdings nicht zu befürchten. Die Protagonisten wirken ebenfalls sehr lebendig, sodass man sowohl Sympathien, als auch spontane Abneigungen fasst. Doch Vorsicht - der Autor versteht es geschickt, seine Karten auszuspielen. Facettenreiche Charaktere, die durch ihre Ecken und Kanten dafür sorgen, dass man sich in sie hineinversetzen und regelrecht mit ihnen mitfiebern kann, füllen diesen durchgehend spannenden Kriminalroman mit Leben.

Kurze Kapitel und schnelle Szenenwechsel machen es beinahe unmöglich das Buch aus der Hand zu legen, bevor man am Ende angekommen ist. Denn beim Lesen gerät man unweigerlich in den Sog der Ereignisse. Dabei beobachtet man die Ermittlungen und bekommt nebenbei auch noch einen Einblick in das Privatleben der Hauptprotagonisten. Außerdem erfährt man in einer weiteren Perspektive, wo sich Vikki Rickmers gerade aufhält. Wobei die Szenen, in denen Vikki im Mittelpunkt der Ereignisse steht, besonders spannend sind. Da diese oft an entscheidenden Stellen abbrechen, an denen man unbedingt erfahren muss, wie es weitergeht, baut sich eine enorme Spannung auf, die schließlich in einem grandiosen und nicht vorhersehbaren Finale gipfelt, bei dem man feststellt, dass es dem Autor perfekt gelungen ist, einen in die Irre zu führen.

"Dünengrab" gehört für mich zu den spannendsten Kriminalromanen, die ich in den vergangenen Jahren gelesen habe und da ich ein großer Krimi- und Thrillerfan bin, sind da im Lauf der Jahre einige zusammengekommen. Die Handlung konnte mich von der ersten Seite an in ihren Bann ziehen, und hat in ihrem weiteren Verlauf für mich weder an Spannung noch an Faszination verloren. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne
und eine ganz klare Leseempfehlung.