Rezension

Der Beginn der Dünen-Krimis

Dünengrab - Sven Koch

Dünengrab
von Sven Koch

Bewertet mit 5 Sternen

*** Klappentext ***
In dem kleinen Ort Werlesiel an der friesischen Küste verschwindet ein junges Mädchen nachts im dichten Seenebel. Femke Folkmer, Chefin der kleinen Polizeiinspektion, glaubt nicht an einen normalen Vermisstenfall. Aber auch die Schauergeschichte, die die Küstenbewohner sich erzählen, hält sie für eine Mär. Kriminalist Wolf verstärkt ihr Team. Doch statt der Vermissten finden die Ermittler den versteckten Friedhof eines Serienmörders …

*** Meine Meinung ***
Mir war mal wieder die Glücksfee gewogen und „Dünengrab“ reiste per Post zu mir. Da der Erscheinungstermin nach hinten auf den 01. August 2013 verschoben wurde, bekam ich für die Leserunde im Juli erst einmal die Druckfahne. Jetzt überlege ich, wie ich euch von dem Buch erzählen kann, ohne zu viel zu verraten und euch doch mit meiner Begeisterung anzustecken.
Beginnen wir mal mit den Protagonisten. Da haben wir Femke Folkmer und Tjark Wolf. Beide sind keine glatt gebügelten Ermittler, sondern haben ihre Ecken und Kanten und jeder besitzt seine „Dämonen“, mit denen er zu kämpfen hat. Das macht sie sehr lebendig und authentisch. Mir sind beide sehr sympathisch und schon nach kurzer Zeit so ans Herz gewachsen, dass ich mit ihnen mitfühlte. Es gibt ja auch im realen Leben Menschen, mit denen man sofort auf einer Wellenlänge ist und die man nach kurzer Zeit bereits ins Herz geschlossen hat. So ging es mir mit den beiden Hauptcharakteren, 10 Seiten lesen und schon hatten sie mich im Sturm erobert. Ich muss allerdings auch betonen, dass die Nebendarsteller sehr gut und lebensecht von Koch ausgearbeitet wurden. Er verzichtet auf Klischees und Stereotypen, sondern hat Charaktere geschaffen, die vielfältig und mehrdimensional daher kommen. Dies macht selbstverständlich einen Teil der Lesefreude aus und unterstützt den Part „Spannung und ihr Aufbau“ sehr gut.
Da sind wir auch schon bei der Spannung. Wie es sich für einen Kriminalroman gehört, ist „Dünengrab“ spannend. Nein, nicht wie ein Thriller, der durch seine Morde, Folterungen und Grausamkeiten besticht, sondern weil er sozusagen mit dem Ende, dem Verschwinden von Vikki, beginnt. Nach und nach werden die beteiligten Figuren eingeführt, die Nachforschungen der Polizei bringen Ergebnisse hervor, die jedoch wiederum Fragen aufwerfen und die Handlungsstränge parallel erzählt und peu-á-peu miteinander verwoben werden. Wie hat Sven Koch in der Leserunde so schön treffend geschrieben (Zitat): „Ja, man fächert als Autor immer erst eine Poker-Hand auf und sagt dem Leser: Also, das ist mein Blatt, so sieht es aus, das sind die Verdächtigen. Und dann spielt man Karte für Karte aus, bis dann alle glauben: Okay, die letzte Karte muss in jedem Fall der Herzbube sein. Und im Optimalfall – isses dann doch die Pik Sieben.“
Und genau so läuft der Kriminalroman ab - ich vermutete hier, ich vermutete da und am Ende waren meine Verdächtigen zwar immer noch Ekelpakete, aber nicht der Mörder.
Die Spannung wird auch durch den Schreibstil Kochs gefördert - er passt diesen den Situationen an. Geht es um Informationen und Verständnis für die Situation, beschreibt er detailreicher, was mir niemals langweilig oder langatmig erschien. Wird das Tempo angezogen, wird auf Beschreibung zwar nicht verzichtet, aber sie kommen knackiger und temporeicher daher. Dies wird auch dann auch durch kurze Kapitel der einzelnen Handlungsstränge noch einmal forciert. So macht ein Showdown dann richtig Spaß, wenn ich es vor Spannung kaum aushalte, mitfiebere und fast meine Haltstelle verpasse.
Zu guter Letzt hat mir auch sehr gefallen, dass der Leser nach der Aufklärung des Falles nicht einfach im Regen stehen gelassen wurde, sondern die Handlung noch „auslief“. Es wurden die letzten Fäden „vernäht“, so dass den Fall betreffend alles geklärt wurde und auch die persönlichen Geschichten nicht offen blieben.
Ich glaube, es ist klar, dass ich „Dünengrab“ die volle Punktzahl gebe.