Rezension

Nett für Zwischendrin

Schoßgebete - Charlotte Roche

Schoßgebete
von Charlotte Roche

Bewertet mit 3 Sternen

"Das Buch fängt an mit einer Blaseszene" Charlotte Roch im Interview mit Markus Lanz auf ZDF.

"Feuchtgebiete" mit seinem grell-rosa Cover wurde über 2 Million mal verkauft und bei Amazon 1.743 mal rezensiert, bei Lovelybooks 1.229 mal. Das Buch, was am 1.2.2008 für viele Skandale gesorgt hat, hat nun einen Nachfolger. Das dunkel lila "Schoßgebete".

Erzählt wird von Elizabeth, 33, einer Frau mit einem riesen Traumata und alltäglichen Sorgen. Im Klappentext entnimmt man folgende Inhaltsangabe:

"Am liebsten tagsüber und Fenster zu wegen der Nachbarn. So mag es Elizabeth. Ihr Mann macht die Heizdecken auf dem Bett an, dann kann´s losgehen. Sie fährt sofort mit der Hand rein in Georgs XXL-Yogahose. Und ab hier betrügt sie ihre Männer hassende Mutter, die ihr beibringen wollte, dass Sex etwas Schlechtes sei. Hat aber nicht geklappt, Glück für Elizabeth, Glück für Georg. Aber Sex ist ja nicht alles, es gibt auch noch das Essenkochen für ihre Tochter Betty, und es gibt den Exmann, Bettys Vater. Keine geringe Rolle spielen auch ihre Ängste und ihre schrecklichen Eltern. Wobei diese Themen für Elizabeth seit dem Unfall immer zusammengehören. »Schoßgebete« erzählt von Ehe und Familie wie kein Roman zuvor. Radikal offen, selbstbewusst und voller grimmigem Humor ist es die Geschichte einer so unerschrockenen wie verletzlichen jungen Frau."

Nachdem ich "Feuchtgebiete" aufgrund meines Ekels nach den ersten zwei Kapiteln abbrechen musste, hat mich "Schoßgebete" positiv überrascht.

Zu Beginn des Buches hab ich mir noch ein zweites Buch zurecht gelegt, da es wie oben erwähnt mit besagter Blaseszene anfängt. Für mich war das wenig reizvoll und ehrlich gesagt, wäre es so weiter gegangen, hätte ich wenig gefallen an dem Buch gefunden. Da ich es jedoch bei Lovelybooks durch die Leserunde gewonnen habe und mich somit auch eher verpflichtet fühle, eine Rezi zu schreiben und da ich zum anderen auch Neugierig war, habe ich weitergelesen.

Mir gefällt Charlotte Roches Art offen über alle möglichen Themen zu sprechen. Bei so manchen Dingen die Sie anspricht, habe ich mich zwischenzeitlich mit dem Charakter "verbunden" gefühlt. Dagegen stehen dann wieder andere extreme, mit denen ich gar nicht klar kam.

Das Buch ist, so wie Charlotte Roche selbst, sehr vielseitig.

Sie stellt Elizabeth alles andere als perfekt dar. Ein Mensch wie so manch anderer, denn jeder von uns hat sein Paket zu tragen, bei dem einen kleiner bei dem anderen größer.

Die Message die es mir verrmittelt: "Jeder muss an sich arbeiten!" Man sollte bewußt Leben und wenn man etwas selbst nicht hinkriegt, kann man sich allerlei Hilfe holen.

Sollte dies in Form von Sachbüchern, Ratgebern oder einem Therapeuten sein. Schön auch, dass Sie hier die Frage anspricht, jedoch nicht beantwortet, wo der Unterschied zwischen einem Psychologen und Psychiater liegt, denn diesen glaube ich, kennen immer noch nicht alle.

Ein Buch was die Themen Kindererziehung, Traumata, Ernährung, Selbstliebe, Selbstverleugnung, Selbsttäuschung, Patchwork-Familien, Selbstlosigkeit, Zwischenmenschlichen Beziehungen, Selbstmord, Religion und Glauben, Partnerschaft und Ängsten anreißt.

Mir persönlich ist negativ aufgefallen, dass Charlotte Roch sich in späteren Kapiteln über schon geschriebenes immer wieder auslässt, immer wiederholt. Für mich war das auf Dauer eher anstrengend und hat auch das flüssige Lesen der 283 Seiten erschwert. Hierfür habe ich einen Stern abgezogen. Der zweite Abzug bezieht sich auf den Preis. 2 EUR teurer als das erste TASCHENBUCH und erheblich teurer als der übliche Preis für solche.

ACHTUNG SPOILER:

Zum Schluß überrascht mich Roche mit folgendem:

" Ich würde gerne, aber ich kann nicht. Ich weiß schon, was er will. Ich soll mich entscheiden für ihn, für das Leben, für das Kind, ich kann aber nicht, nicht ganz jedenfalls. Ich weine. Das ist auf Dauer ganz schön anstrengend: ein Bein im Leben, ein Bein im Grab, die ganze Zeit auf dem Sprung, ich kann mich nicht entscheiden, weder für das eine noch für das andere. Ich will deswegen nicht so stark lieben, dass es mir das Herz rausreißt, wenn jemand davongehen muss. Ich möchte nicht so viel investieren, dass ich nachher dran kaputtgehe, wenn der- oder diejenige dann weg ist. Alles mit angezogener Handbremse, immer in Lauerstellung, ich beobachte dich, Gevatter Tod."

Doch diesen tiefsinnigen Satz zerstört Sie meiner Meinung nach mit den darauffolgendem "Sexeinwurf" und dem unsinnigen Wort Klitorisgediddeldididdel!

Schade!