Rezension

Nette Rock Romance mit leichtem Spielraum nach oben

Rockstar oder Traummann? -

Rockstar oder Traummann?
von Sandra Helinski

Bewertet mit 5 Sternen

Sich in einen Star verlieben, bedeutet immer schwieriges Terrain für die Gefühle ...

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Inhalt

Wer in der Eventbranche tätig ist, hat zwangsläufig Berührungspunkte mit Stars. So geht es auch Sarah, nur dass ihr Kontakt sich nicht in dem angeblich branchentypischen One Night Stand erschöpft: Zwischen ihr und Alex, dem Leadsänger und Gitarristen der erfolgreichen Band Sakrileg, funkt es ebenso plötzlich wie gewaltig; nach einer gemeinsamen Nacht, der aber zunächst buchstäblich nichts folgt, ist Sarah schwanger. 

Fast bis zur Einschulung wächst Sarahs Tochter Lilli ohne Vater heran. Aber das Schicksal will es, dass sich Sarah und Alex etwa 6 Jahre nach Lillys Geburt erneut im  Rahmen eines Musikevents begegnen, das die alleinerziehende Mutter betreut. Die Situation ist verzwickt: Missverständnisse, verletzte Gefühle, schlechtes Timing sowie ein weiterer, attraktiver Mann mit Interesse an Sarah aus dem Rockzirkus gestalten den Weg des "Elternpaares wider Willen" mehr als schwierig - vor allen Dingen, da Alex lange Zeit von seiner Vaterschaft nichts weiß und schließlich davon aus der Zeitung erfahren muss …

So wirkt der Roman auf mich

Ich fand die Lektüre dieses Liebesromans tatsächlich phasenweise anstrengend. Warum? Weil die immer neuen Schwierigkeiten, die sich in der Beziehung zwischen dem Rockstar Alex und der Eventmanagerin Sarah ergeben und die sich vor allen Dingen störend zwischen die zwei stellen, kein Ende nehmen wollen.

Ich denke, an genau dem Punkt scheiden sich bei diesem Roman die Geister: Die einen werden der Autorinnen Beifall klatschen, da sie ihre Leser tatsächlich dazu bringt, das Buch nicht aus der Hand legen zu können, weil die Frage ihnen unter den Nägeln brennt, ob wirklich alles zu einem guten Ende kommt. Andere Leser (Ich fürchte, zu denen zähle ich.) empfinden diese Phase des ständigen Sich-Verlaufens, Verpassens, der Irrwege, der falschen Entscheidungen womöglich als strapaziös lang. Für mich persönlich hätte auch eine Schleife weniger gereicht. Gekonnt wird auf jeden Fall ein Spannungsbogen entworfen, der es schwer macht, eine Pause beim Lesen einzulegen.

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Viele Romanautoren benutzen Humor als eine Art Gleitmittel, das den Leser dazu bewegen soll, die Seiten flüssig umzublättern. In dieser Liebesgeschichte ist das nicht der Fall. Natürlich gibt es amüsante Situationen, aber der Schreibstil ist nicht pointiert, zielt nicht darauf ab, grundsätzlich komisch zu sein oder zum Lachen zu reizen.

Vielmehr verwendet die Autorin viel Mühe darauf, die Gefühlswelt ihre beiden Hauptdarsteller plausibel darzustellen. Es ist alles in allem ein bisschen wie im griechischen Drama: Jeder von beiden hat recht; jeder von beiden ist Gefangener einer ganz bestimmten Lebenssituation und erhält Informationen bzw. Signale, die schließlich ihre nächste Handlung begründen, die dann jedoch möglicherweise die Grundlage für eine positive Beziehung der Eltern wider Willen weiter zerstört. Es steht wieder und wieder viel oder gar alles auf dem Spiel.

Dadurch dass James, ebenfalls Plattenstar und Sänger, als verständnisvoller Freund in Sarahs Leben auftaucht, kommt es zu immer neuen Angriffen auf das zarte Pflänzchen einer neuen Beziehung, sobald die zwischen Sarah und Alex aufkeimt: Mal geht neues Konfliktpotenzial von ihm aus, mal von ihr.

Ja, Sarah verpasst den Zeitpunkt, Alex zu erklären, dass er der Vater ihrer Tochter ist, gründlich. Dass daraufhin zunächst eine wütende totale Funkstille von dem zutiefst verletzten, "frischgebackenen" Vater eingehalten wird, ist verständlich. Allerdings sind auch Sarahs Motive nachvollziehbar, ihn so lange im Unklaren zu lassen.

So ist das eben manchmal im Leben: Indem man auf den richtigen Zeitpunkt wartet, wird genau der verpasst und die Folgen, die sich daraus ergeben, sind in der Regel negativ.

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Der Rockzirkus bzw. die Musik- und Eventbranche sowie ein Hotel sind im Kontrast zum dörflich-beschaulichen Wohnumfeld von Sarah und ihrer Tochter als Schauplatz für diese Liebesgeschichte gewählt. 

Auf Konzerten, Festivals und im Musikgeschäft kenne ich mich aus. Hier bleibt die Autorin in ihren Beschreibungen bei Skizzen, taucht nicht detaillierter in die einzelnen Schauplätze ein. Ihre Bilder und Schilderungen sind stimmig - und zutreffend.

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In der Sprache besitzt der Roman noch Spielraum nach oben. Doch das ist vielleicht auch Geschmackssache - ich persönlich mag es, wenn statt der Hilfsverben haben und sein ausdrucksstärkere Vollverben benutzt werden.

Ein paar Kommas mehr hätten dem Text sicher nicht geschadet.

Fazit

Der Roman lässt sich geschmeidig lesen und ist bestens geeignet, wenn man sich für eine Weile gründlich ablenken will und außerdem Lovestorys mag.

Insgesamt gerne ✪✪✪✪✪.