Rezension

Neue Saga mit viel Potential

Splitterwelten - Michael Peinkofer

Splitterwelten
von Michael Peinkofer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Michael Peinkofer ist mir selbstverständlich ein Begriff. Mit seinen Trilogien um die Orks und die Zauberer, sowie den historischen Romanen hat er sich einen Namen gemacht und zählt zu DEN deutschen Fantasy-Autoren. So haben wir auch einige seiner Werke im Regal stehen, doch aufgrund des recht Hohen Umfangs der mittlerweile auf sechs Bände angewachsenen Erdwelt-Saga, habe ich bisher noch nichts von Peinkofer gelesen. Es ergab sich, das mir der erste Band einer neuen Saga in die Hände fiel, den ich dann auch gleich las.
Der erste Eindruck des Buches war optisch und haptisch etwas gewöhnungsbedürftig. Splitterwelten kommt im Gegensatz zu manch anderem schicken Piper-Hardcover recht eckig und sperrig daher. Die Art der Bindung nennt sich laminierter Pappband und mag vielleicht billiger sein, als ein klassisches Hardcover, dieses sieht jedoch viel besser aus und liegt auch besser in der Hand. Der laminierte Pappband ist im Prinzip nicht anderes als ein Taschenbuch mit harten Deckeln und Rücken. Der Rücken kann zwar so nicht verknicken, doch er ist absolut steif und schnurgerade – eben sehr gewöhnungsbedürftig.
Der nächste irritierende Punkt ist die zersplitterte Welt, die trotz mancher Unterschiede doch parallelen zur zerbrochenen Welt der gleichnamigen Trilogie von Ralf Isau aufweist. Dummerweise – für Splitterwelten – habe ich Isaus Zerbrochene Welt bereits gelesen und so fühlen sich Peinkofers Splitterwelten für mich etwas aufgewärmt an. Zwar mag es sein, dass Peinkofer die Idee bereits vor Isau hatte, dennoch wirkt es abgeschaut. Für mich hat Isau damals etwas ganz neues erschaffen, die Idee mit der zerbrochenen Welt und den Weltensplittern irritierte mich zuerst, anschließend fand ich sie grandios. Ich möchte an dieser Stelle nicht die Unterschiede zwischen den Weltenschöpfungen aufzeigen, feststellen kann man jedoch, dass die Autoren andere Scherpunkte setzen.
Dies zu den Rahmenbedingungen, die meiner Lektüre zu Grunde liegen. Der Einstieg in der Buch fiel mir sehr schwer, trotz des flüssigen, verständlichen Schreibstils des Autors und auch einer spannenden Erzählweise, konnte mich das Buch bis weit über die Hälfte hinaus nicht fesseln. Rückblickend kann ich auch feststellen, woran das gelegen hat. Man merkt dem Buch eindeutig an, dass es ein Auftaktband einer Saga ist, deren Länge noch nicht bekannt ist. Über das ganze Buch hinweg gab es demnach zwei große Handlungsstränge: Einige Mitglieder der Gilde der Levitatinnen versuchen den Einfluss dieser Gilde zu festigen bzw. den Mord an einer Gildenschwester aufzuklären.  Wichtige Charaktere in diesem Teil sind die Meisterinnen Cedara und Harona sowie deren Schülerinnen Kalliope und Prisca und der Sohn des Herrschers einer Winter-Splitterwelt. Im anderen tut sich eine illustrere Gruppe ungewollt zusammen um ein unbekanntes Artefakt zu besorgen. Wichtige Personen dabei sind die Animalen Croy und Jargo sowie der Sklave Kieron. Diese beiden Handlungsstränge passieren zeitgleich und haben eigentlich keine ersichtlichen Parallelen. Im Gegenteil scheinen dort auf diesen Splitterwelten ganz andere Gesetzte und Personen zu herrschen. Kaum hatte ich mich in dem einen Strang zu Recht gefunden, wurde der nächste weitergeknüpft und so weiter. Hätte diese Undurchsichtigkeit mich nicht davon abgehalten das Buch zügig zu lesen, wäre dies vielleicht auch kein Problem gewesen, so habe ich jedoch nicht wirklich in das Buch gefunden. Ich habe kurzzeitig sogar überlegt, ob ich einfach erst den einen Strang zu Ende lese und dann den anderen, doch wie sich zeigte, war es gut, dass ich dies nicht tat. Gegen Ende haben beide Stränge ordentlich an Fahrt und Spannung aufgenommen. Vor allem hat sich herausgestellt, dass Peinkofer geschickt Rätsel, Mysterien und Prophezeiungen eingebaut hat, die eindeutig nach einer Klärung und demnach nach einer Fortsetzung verlangen. Ohne zu viel verraten zu wollen, muss ich doch sagen, dass mein größter Kritikpunkt, auf keinen Fall im zweiten Teil eine Fortsetzung finden wird. Dies deckt sich auch mit dem bereits angedeuteten Problem „des ersten Teils“. So wird dies auf jeden Fall nicht mein letzter Peinkofer dieser Saga gewesen sein.
Sehr schön fand ich, dass es einige gut gelungenen Illustrationen der Charaktere im Buch gibt, so werden die Figuren noch plastischer. Die Illustration ergänzen Peinkofers gute Charakterbeschreibungen ungemein. Schade ist, dass es keine Karte über die Splitter gibt – doch wer weiß, vielleicht hätte dies auch schon zu viel verraten…

Fazit: Splitterwelten ist auf dem ersten Blick Isaus Zerbrochener Welt sehr ähnlich, doch auf dem zweiten unterscheiden sie sich dort stark in ihrem Aufbau und ihrem Schwerpunkt. So kann ich für Splitterwelten sagen, dass mich die Struktur des Buches – die zwei über den größten Teil des Buches absolut parallelen Handlungsstränge – schon arg gestört haben. Dem gegenüber steht der gute Schreib- und Erzählstil und die versteckte Hintergrundgeschichte mit Mystik, Rätseln und Prophezeiungen. Gerade gegen Ende hat das Buch sehr stark an Qualität, Spannung und Rätsel zugenommen, dass der Leser förmlich nach einer Fortsetzung schreit.