Rezension

Vielversprechender Start einer Fantasy-Trilogie

Splitterwelten - Michael Peinkofer

Splitterwelten
von Michael Peinkofer

Bewertet mit 5 Sternen

Mit "Splitterwelten" hat Michael Peinkofer einen gelungenen Auftakt einer High-Fantasy-Reihe geschrieben, der für die Zukunft noch auf spannende Fortsetzungen hoffen lässt.

Zum Inhalt: Die Welt, in der dieser Roman spielt, ist ein einzelne Splitter zerfallen. Durch ihre Fähigkeiten Schiffe in der Luft halten zu können und so die Reise zwischen den einzelnen Weltensplittern überhaupt erst möglich zu machen, hat die Gilde der Levitatinnen große Macht erlangt, nicht nur über alle anderen Menschen, sondern auch besonders über die als niedere Wesen angesehenen Animalen und Chimären. Doch spätestens als auf einem entlegenen Weltensplitter eine Gildenschwester ermordet wird, spürt auch der Rest der Gilde, dass ein Umbruch bevorsteht.
Sofort macht sich die hohe Gildenmeisterin Cedara mit ihrer Schülerin Kalliope auf den Weg, um den Tod der Schwester zu untersuchen...

Insgesamt vereint der Roman eigentlich drei Handlungsstränge. Zwei davon betreffen die Gildenschwestern der Levitatinnen. Während sich Cedara und Kalliope nach Jordrak begeben, dem Weltensplitter, auf dem ihre Gildenschwester ermordert wurde, und dort auf einen König treffen, der der Vorherrschaft der Gilde eher skeptisch gegenübersteht und um die Macht in seinem eigenen Reich fürchtet, verfolgen Harona, eine andere Meisterin der Gilde, und ihre Schülerin Prisca eigene, dunklere Ziele, um die Macht der Gilde wieder zu stärken.

Der dritte Handlungsstrang scheint den anderen beiden völlig zu widersprechen. Der Leser begleitet den Croy, einen Animalen (genaugenommen einen Panther), der als Dieb durch die Weltensplitter streift und dabei den menschlichen Sklavenjungen Kieron befreit. Zusammen mit dem ehemaligen Besitzer des Jungen, dem Chamäleon Jago, geraten Croy und Kieron in Gefangenschaft und werden für die Suche nach einem Artefakt auf einen gefürchteten Weltensplitter geschickt. Dieser dritte Handlungstrang bleibt lange ein Rätsel, denn hier gibt es keine Levitatinnen und die Animalen sind den Menschen mindestens ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen.

Mit seinen drei festen Handlungssträngen und der sehr durchdachten Auswahl an näher und namentlich eingeführten Charakteren, schafft der Autor etwas, was ich bei anderen High-Fantasy-Romanen oft vermisse: Er hält seine selbst erdachte Welt übersichtlich, indem er sich auf die nötigen Informationen beschränkt und seine Welt langsam entwickelt. Die wichtigen Charaktere bekommen alle einen ausgefeilten Hintergrund und werden sehr gelungen und tiefgehend beschrieben. Besonders die Entwicklungen der Gildenschülerin Kalliope, ihrer ehemaligen Freundin Prisca und des Sklavenjungen Kieron, der sich erst an seine Freiheit gewöhnen muss, stechen hervor und können überzeugen.

Der Schreibstil ist ohnehin sehr angenehm zu lesen und, auch wenn diesem ersten Teil noch ein wenig der Handlungsfortschritt fehlt und wohl auch eher als eine sehr lange Einleitung verstanden werden muss, denn als ein eigenständiger Teil, ist es sehr spannend. Dass die Handlung noch nicht richtig in Schwung kommt, konnte ich in "Splitterwelten" auch leicht verzeihen, denn der Schwerpunkt liegt hier eindeutig mehr auf der Vorstellung und der Entwicklung der Charaktere, denen sich der Autor dafür umso ausführlicher widmet.
Das Buch überzeugt desweiteren auch durch seine äußere Gestaltung als gebundene Ausgabe, allerdings mit einem geraden Buchrücken und mehreren skizzenhaften Illustrationen im Inneren, die den Figuren und Orten optisch Leben einhauchen und das Geschriebene gut ergänzen.

Fazit: Schon sehr überzeugend. Etwas mehr Fortschritt in der Handlung hätte nicht geschadet, dafür sind aber die Charaktere sehr gelungen und die Geschichte hat viel Potential für gelungene Fortsetzungen. Ich schwanke zwischen 4 und 5 Sternen, da die Tendenz nach oben aber da ist, gebe ich 5 und empfehle Splitterwelten allen Fantasy-Liebhabern, die nicht nur eine schön gestaltete fremde Welt suchen, sondern auch Wert auf interessante Protagonisten legen.