Rezension

Nicht das Gängige

Rauer Himmel -

Rauer Himmel
von Franck Bouysse

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzmeinung: Gus kennenzulernen könnte sich lohnen.

In dem Roman „Rauer Himmel“ von Franck Bouysse kommt das Kleinbauerntum zu Wort. Das heißt, eigentlich ja nicht, denn der Bauer ist ein schweigsam Wesen. Jedenfalls wenn er männlich ist, über fünfzig und allein mit seinem Hund auf einem Hof lebt, in einem Weiler, den kein Mensch je besucht. Und wenn doch, ist er unwillkommen. Da kannst du sicher sein. Wenn du Glück hast, bellt dich nur ein Hund an - wenn du Pech hast, tritt der Hofbesitzer mit der Knarre in der Hand vor die Tür. Komm also lieber nicht zu Besuch!

Was in dem Roman, der im Nachwort „Roman noir“ genannt wird, besticht, ist seine ungeschminkte Darstellung ländlichen Daseins in ansprechender Schreibe. So ein Hof macht eine Menge Arbeit. Aber man kann davon leben, wenn man genügsam ist. Das ist Gus, unser Protagonist. Und auch Abel, der den Nachbarhof bewirtschaftet, einige Kilometer entfernt, ist so. Abel ist der Ältere und eines Tages kommt er auf die Idee, sich irgendwie mit Gus zusammenzutun, warum soll man sich nicht gegenseitig helfen und ab und zu mal einen mehr oder weniger guten Rotwein zusammen saufen? Nach all der Mühe des Tages tut das gut. Und Abel und Gus können gut miteinander schweigen. Aber bei Abel stimmt was nicht. Das ahnt Gus. Lässt es aber auf sich beruhen. Bis eines Tages ... er nicht mehr wegschauen kann. Und mehr wissen will. Das ist der Anfang vom Ende.

Der Autor hat ein Händchen für das Landleben. Und für seine Protagonisten. Da sitzt jeder Federstrich. Ob es die geschwätzige Ladenbesitzerin im Dorf ist, wo Gus gezwungenermaßen verkehrt, der Barbesitzer, der sich um moderne Dinge wie spinnige Tabakverbote nicht schert oder der intrigante Bürgermeister, der aufdringliche Bänker oder die frommen Bekehrer aus der Kirche. Keiner von ihnen hat einen großartigen Auftritt, und dennoch: sie sind total lebendig. Echt halt. Wenn sie allerdings Gus unter der Nase kommen, kriegen sie eine kurze verbale Abreibung. Man ist schweigsam, aber nicht auf den Kopf gefallen.

Der Roman „Rauer Himmel“ weicht vom gängigem Kriminalroman erheblich ab. Ist es überhaupt einer? Die Kritik, meine jedenfalls, richtet sich einmal wieder auf und gegen das Ende. Das kommt erstens viel zu abrupt und arbeitet zweitens mit einem vermeidbaren Showdown, der nicht zum übrigen Roman passt. Warum nicht in aller Ruhe einen ruhigen Roman schreiben? Mit einem ruhigen Ende. Verzichtet auf aufsehenerregende Showdowns, meine lieben Romanciers, dann käme auch der fünfte Stern angeflogen! Da das Ende genau so wenig unwichtig ist, wie der Anfang und die Mitte, gibt es hierfür Punkteabzug.

Fazit: Mal was ganz anderes.

Kategorie: Belletristik. Mit Krimielement
Verlag, Polar, 2021