Rezension

Nicht empfehlenswert

Der grüne Heinrich - Gottfried Keller

Der grüne Heinrich
von Gottfried Keller

Bewertet mit 1.5 Sternen

Der grüne Heinrich ist ein sogenannter Bildungsroman aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ich muss dazu sagen, dass ich die erste Version gelesen habe, deren Restexemplare Keller später aufgekauft und vernichtet hat. Ich verstehe, warum.

Heinrich Lee lebt in Zürich. Er sieht sich selbst als Künstler, hat aber keinen Elan, sich intensiv und regelmäßig fortzubilden. Stattdessen verstrickt er sich schon als Kind in Schulden und Lügen, erkennt es mit Scham, ist aber unfähig, sich zu entwickeln.

Der selbstgefällige Protagonist ging mir tierisch auf den Senkel! Der Mangel an Einsicht und Entwicklung machte mich fertig. Zugleich gibt es elend lange Abschnitte über irgendwelche historischen Spiele, Philosophie und Künstlertum, die in der heutigen Zeit wahnsinnig schwer verständlich sind. Wohlbemerkt sagt das jemand, der dieses Jahr zwei Goethe-Romane gelesen hat, die gefielen!

Das ist ein weiteres Problem: An vielen Stellen hatte ich das Gefühl: Moment, das habe ich schon gelesen. Bewusst nimmt Keller Bezug auf Schiller und Goethe. Das ist in Ordnung, aber einfach zu viel.

Auch der Umfang des Romans war zu groß: 900 klein gedruckte Seiten sind wirklich happig. Zwar gab es immer wieder kurze, spannende Abschnitte, aber leider deutlich mehr Text, der mich hauptsächlich gelangweilt hat. Sprachlich bleibt Keller weit hinter Goethe zurück. Vieles wirkt holprig. Vielleicht merkt man, dass sich Keller selbst durch das Schreiben gequält hat und ewig brauchte.

Fazit: Ich wollte unbedingt dieses Buch lesen, das bereits seit 3 Jahren in meinem Regal stand. Und ich habe mich durchgebissen. Aber empfehlen kann ich den Roman nicht, auch wenn ich sicher nochmal in die stark veränderte zweite Fassung schauen werde.