Rezension

Nix für die Kleinen - FSK 16

Knockemstiff - Donald Ray Pollock

Knockemstiff
von Donald Ray Pollock

Bewertet mit 4 Sternen

Taufrisch ist dieses Buch auf dem deutschen Markt. Oder wenn man das Bild lieber den kühlen Temperaturen heute anpassen möchte: es liegt noch wohlig warm aus der Druckerpresse in der Hand.

Ganz so harmonisch geht es allerdings nicht zu in diesem Buch. Es handelt sich hier um das Debüt des US-Amerikanischen Autors Donald Ray Pollock. Wenn der jetzt kein Unbekannter für euch ist und ihr vielleicht schon ‘Das Handwerk des Teufels‘ gelesen habt, dann liegt das einzig an der Entscheidung des Verlags, den Debüttext nach dem umfangreicheren ‘Handwerk’ herauszugeben.

Wie auch schon in ‘Das Handwerk des Teufels’ wird hier die dunkle Seite der amerikanischen Gesellschaft gnadenlos ans Licht gezerrt. Der relativ dünne Band (256 Seiten) strotzt nur so von Gewalt, Alkohol, Drogenmissbrauch jeglicher Art und gescheiterten Existenzen par excellence. Wäre das Buch ein Musikalbum, müsste man wohl vorne den obligatorischen ‘Parental Advisory’-Sticker draufpappen, respektive beim Film mindestens ein FSK 16.

Im Gegensatz zum ‘Handwerk’ wird hier keine durchgehende Geschichte erzählt. Die 18 Episoden sind lose miteinander verknüpft, so taucht die Hauptfigur aus einer schonmal als Nebenfigur in einer anderen auf. Der Hauptanker bleibt aber immer Knockemstiff, während die Episoden sich dort sowohl geografisch wie auch zeitlich verschieben.
Da die Beschreibungen des Ortes recht spärlich sind, stellt man sich eher eine Ansammlung von Hütten vor. Dazu trägt sicher auch die Karte am Anfang des Buches bei, auf der nicht viel mehr abgebildet ist. Geografisch schlecht positioniert in einer Senke, ist die Stadt quasi permanent in die giftigen Dämpfe der örtlichen Papierfabrik gehüllt.
Wer nicht arbeitslos ist, arbeitet mit großer Wahrscheinlichkeit in der Fabrik, wenn er sich seinen Lebensunterhalt nicht auf illegalem Wege verdingt.

Trotz der widerwärtigen Bedingungen in dieser Stadt will keiner so wirklich weg, es gibt eine Art emotionales Band der Menschen zu dieser dreckigen Senke im Hinterland, ja manch einer hat geradezu existenzielle Angst davor sie zu verlassen und versteckt sich lieber im Wald und verteidigt sein Bleiben bis aufs Äußerste.

Wenn ihr schon ‘Das Handwerk des Teufels’ gelesen habt, dann wisst ihr was auf euch zukommt und ihr wisst, dass es richtig gut ist. Allen anderen empfehle ich als Einstieg dieses Buch, denn man kann es schneller mal aus der Hand legen, da die Episoden im Schnitt nur ca. 10-15 Seiten umfassen.
Sehr empfehlenswert auch, wenn ihr gerne Daniel Woodrell lest.

Also: Schluß mit den rosaroten Haustier-Liebesromanen, lest ‘Knockemstiff’, denn das Leben ist kein Ponyhof.