Rezension

Nochmal von vorne?

Nochmal von vorne -

Nochmal von vorne
von Dana Suffrin

Bewertet mit 3 Sternen

Lieber nicht! Denn die im Klappentext angekündigten Streitereien, versuchten und gelungenen Fluchten, Sehnsüchte und enttäuschten Hoffnungen sind durchaus als buchfüllend ernstzunehmen.
Frau von Suffrin nimmt uns mit in die Familie Jeruscher, oder vielmehr stellt sie uns Rosa Jeruscher vor, die vor der Aufgabe steht, die Wohnung ihres verstorbenen Vaters aufzulösen. Die Mutter ist schon ein paar Jahre tot, allerdings verließ sie vorher ihre Familie für einen neuen Lebensentwurf. Rosa hat noch eine ältere Schwester, Nadja. Sie scheint sich auch diesesmal vor aller Verantwortung zu drücken. Außerdem kennt Rosa ihr Telefonnummer nicht. Auf der Suche nach einer Nummer in der Münchner Wohnung des Vaters, hängt Rosa ihren Gedanken nach und rekonstruiert nach und nach ihre Familiengeschichte für uns Leser.
Die deutsch-jüdische Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Mordechais Eltern stammten ursprünglich aus einem Dorf in Rumänien, dass im 2.WK mit einem Strich auf der Landkarte Ungarn zugesprochen wurde. Die Shoah vertrieb sie nach Israel, der jüngere Sohn Mordechai wanderte als junger Mann dann nach Deutschland aus. Die erhoffte Berufskarriere begrub er bald, heiratete dafür die christliche Bayerin Veronika, die wiederum den älteren Bruder Arie bei einem Kibbuzaufenthalt in Israel kennengelernt hatte. Zsazsa Jeruscher, die Mutter Mordechais und Aries bombardiert diese Verbindung mit herablassenden Sprüchen und Verachtung.
Aber auch innerhalb der Münchner Familie läuft es nicht. Nadja ist mit ihrer Volljährigkeit regelrecht geflohen, Rosa fühlte sich daraufhin im Stich gelassen. Die Mutter haut ab und der Vater ist unzufrieden mit seinem Beruf, seiner Familie und seinem Leben.
Wir erfahren von zänkischen Auseinandersetzungen, aber auch von den kleinen schönen Momenten. Das Problem sind die geschichtlichen Einschübe der Shoah und das Schlusskapitel einer rumänischen Aufarbeitung. Sie stehen mahnend, aber völlig isoliert im Raum. Eine Zusammenführung der Ereignisse, eine Erklärung für den durchblitzenden Hass bekommt der Leser nicht. Es fällt schwer, diese Arbeit selbst zu leisten, eine Hilfestellung seitens der Autorin wäre schön gewesen. Der Text selbst hat auffällig viele Fehler, sodass der Eindruck entsteht, dass er nicht der Mühe wert war. Schade, denn ein Verständnis für jüdisches Empfinden wird so nicht gefördert.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 20. März 2024 um 08:24

Hast du Hass gespürt? Auf wen?

Emswashed kommentierte am 20. März 2024 um 09:25

Von Rosa auf alles Deutsche, insbesondere den Arzt ihres Vaters.

wandagreen kommentierte am 20. März 2024 um 16:50

Ja, den Arzt hasste sie irrational. Früher hat man den Boten schlechter Nachrichten auch den Kopf abgeschlagen - ich frage mich, warum sie die Nachrichten trotzdem überbrachten - ich wäre geflohen.