Rezension

Noëlle und Thierry - eine Liebesgeschichte

Korallenfeuer - Isabel Beto

Korallenfeuer
von Isabel Beto

Bewertet mit 5 Sternen

"Korallenfeuer" ist das zweite Buch der Autorin, welches ich gelesen habe. Auch hier werden, ebenso wie in "Die Bucht des grünen Mondes" Liebhaber historischer Bücher voll auf ihre Kosten kommen. Ich habe schon lange keinem historischen Buch Beachtung geschenkt und war höchst erfreut, das ich mich auch in dieser Genre immer noch zuhause fühle. Ich war angekommen und das lag definitiv an dem wunderbaren Schreibstil der Autorin. Es war ein klein wenig wie Urlaub machen, denn die Seychellen sind wundervoll beschrieben und bringen echtes Fernweh mit sich. Kein Wunder also, das die Autorin zu Recherchezwecken selbst die Inseln erkundet hat. Sie hat die Stimmung in dem Buch wunderbar eingefangen, obwohl mir die Leidenschaft die mich in "Die Bucht des grünen Mondes" so sehr fasziniert hatte doch ein klein wenig gefehlt hat, dafür legte sie den Blickpunkt auf anderen Dingen, die nicht weniger interessant waren. Es galt ein Geheimnis zu ergründen und zwar in der Person Thierry. Thierry ist nämlich nicht derjenige, der er vorgibt zu sein. Wir haben hier also auch eine gewisse Spannung zu erwarten. Bevor ich das Pferd nun von hinten aufzäume, möchte ich euch ein klein wenig mitnehmen auf die exotische Insel Mahè, dort wo alles seinen Ursprung hat.

Blicken wir zurück auf die Anfänge. Wir haben zwei Protagonisten, die wirklich interessante und sympatische Charaktere sind. Zum einen ist es die Sklavin Noèlle, die eine Sonderstellung im Hause ihrer Besitzer innehat. Sie ist von der Hautfarbe heller als die anderen Sklaven, dennoch gehört sie weder zu den Weißen, noch zu den anderen Sklaven der Insel. Sie ist und bleibt eine Außenseiterin. Als ihr Onkel schwer verletzt wird, macht sie sich auf die Suche nach dem Schiffsarzt Thierry Carnot. Diesem jungen Franzosen umgibt ein Geheimnis, welches zwar immer wieder angerissen wird, letztendlich erst im letzten Teil des Buches offenbart wird. Ich fand den Spannungsbogen der dadurch erzeugt wird wirklich großartig und auch die eingeflochtenen Szenen einer Liebe, die so nicht sein darf waren wertvoll für die Story. Leider müssen erst Intrigen geschmiedet werden, um Thierry klar zu machen, was er für Noèlle empfindet. Es ist grausam anzusehen, welche Macht Menschen haben und diese auch ausnutzen um anderen zu schaden. Eine Lüge, die so boshaft ist, das ich echte Wut in mir breitgemacht hat. Die Bestrafung der Sklaven ist schon wirklich harter Tobak und ich empfand es natürlich mehr als nur ungerecht.

Thierry sitzt die Angst ständig im Nacken und uns als Leser wird dieses immer mehr verdeutlicht, bis es zum großen Finale kommt, in dem alle Vergangenheit aufgeklärt wird. Es erstaunt und erschreckt, wie mit Gefangenen umgegangen wird. Dankbar bin ich auch dafür, das in vielen Ländern der Welt die Todesstrafe abgeschafft wurde.

Die Medizin 1811, lässt mich erschauern. Schonungslos flicht die Autorin ein, wie damals mit diversen Krankheiten umgegangen wurde und wie qualvoll es oftmals für den Patienten war. Was für ein Geschenk, das wir in der heutigen Zeit leben und Operationen in Vollnarkose erleben dürfen. Dennoch ist dieses wichtig und authentisch für den Roman, denn letztendlich ist Thierry ja nun einmal Arzt. Ein Arzt der sich auf der Insel Mahè von der rauen See erholen will, um zur Ruhe zu kommen.
Die Liebe zwischen Noèlle und Thierry steht also unter keinem guten Stern und sie müssen viele Hürden überwinden um letztendlich doch zusammen sein zu können. Ein Buch voller Geheimnisse in der Schönheit und der Exotik der Seychellen. Wunderbar geschrieben und ein Buch, welches regelrecht zum Träumen einlädt. Ich habe es genossen und kann daher nur eine echte Leseempfehlung aussprechen.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, welches zum Nachdenken anregt und auch passend zum Kapitel erscheint. Eines davon möchte ich nicht vorenthalten:
Wenn ein jeder sich selbst genug wäre, brauchte er nurdas Land zu kennen, das ihn ernähren kann.

Jean-Jacques Rousseau
Schriftsteller, Philosoph
1712–1778

Ein runder Roman zum Wohlfühlen in einer traumhaften Kulisse spielend, mit Protagonisten, die einfach nur liebenswert sind in ihrer Art und es uns als Leser schwer fällt das Buch zu beenden um Noèlle und Thierry zu verlassen um uns wieder anderen Dingen zu widmen. 
Vielen Dank dafür!